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Berlin: Fast tausend Menschen starben an der DDR-Grenze

„Arbeitsgemeinschaft 13. August“ legt neue Berechnungen vor: 985 Menschen bezahlten Fluchtversuch oder -verhinderung mit dem Leben

Wie viele Menschen sind an der innerdeutschen Grenze gestorben? Wie viele an der Berliner Mauer, wie viele in oder am Ufer der Ostsee? Noch kennt keiner diese Zahlen; die Recherchen dauern auch zwölf Jahre nach der Wende noch an. Die „Arbeitsgemeinschaft 13. August“ hat nun eine neue vorläufige Bilanz vorgelegt, mit der sie annimmt, so Alexandra Hildebrandt, die Frau des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft, Rainer Hildebrandt, „die Gesamtzahl der Grenzopfer annähert erreicht zu haben“. 985 Menschen seien bei oder wegen ihrer Flucht, bei deren Verhinderung oder anderer Vorfälle im Zusammenhang mit dem Grenzregime seit 1946 ums Leben gekommen oder nach ihrem Aufgreifen hingerichtet wurden. Vor einem Jahr hatte die Arbeitsgemeinschaft noch von 960 Grenztoten gesprochen.

Die Erhöhung ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Arbeitsgemeinschaft nun auch diejenigen mitzählt, die nach erfolgreicher Flucht entführt, in die DDR zurückgebracht und hingerichtet wurden oder die nach erfolglosem Fluchtversuch hingerichtet wurden, da es sich um Angehörige der NVA oder der Stasi handelte. Es handelt sich zusammen um 15 Fälle, zu denen die Arbeitsgemeinschaft noch drei weitere zählt, wo die Betreffenden in der Haft starben oder „zu Tode gebracht wurden“.

Im Einzelnen listet die Arbeitsgemeinschaft 201 Tote an der Berliner Grenze auf, davon 174 nach dem Mauerbau. An der Zonengrenze kamen 387 Menschen ums Leben, davon 187 vor und 200 nach dem 13. August 1961. Es handelt sich dabei großenteils um Flüchtlinge, aber auch um DDR-Soldaten und Polizisten, die durch Unfälle, Selbstmord oder Versehen – etwa der Verwechslung mit einem Flüchtling – ums Leben kamen. Weitere 175 Flüchtlinge starben beim Versuch der Flucht über die Ostsee, 56 an anderen Ostblock-Grenzen. Außerdem seien nach inoffiziellen Informationen mindestens 21 sowjetische Fahnenflüchtlige erschossen worden – wobei die Arbeitsgemeinschaft eine hohe Dunkelziffer annimmt, da die entsprechenden Archive noch nicht zugänglich seien. Schließlich starben 21 Menschen durch Flugzeugabschüsse im Grenzgebiet.

Die meisten der Fälle – nämlich 916 – sind durch n, Datum oder Todesursache dokumentiert. Bei den übrigen 69 Toten ist nur ein Datum bekannt. Nicht immer liegt Fremdverschulden vor; auch tödliche Unfälle an der Grenze aber klagen nach Auffassung der Arbeitsgemeinschaft „ein Gewaltherrschaftssystem an, das seine Bürger einsperrte und ein brutales Grenzregime praktizierte“. how

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