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Berlin: Fataler Irrtum im Stellwerk

Triebwagen prallte in Friedrichsfelde auf stehenden Zug. Ein Fahrer verletzt

Weiteres Warten wäre wohl tödlich gewesen. Rund 40 Minuten hatte der Regionalzug aus Oranienburg Verspätung, das war den Fahrgästen zuviel geworden, und sie waren vorzeitig auf die S-Bahn umgestiegen – zu ihrem Glück: Gegen 23 Uhr fuhr der leere Regional-Triebwagen in Friedrichsfelde mit erheblichem Tempo auf einen Zug auf, der vor einem roten Signal hielt. Auch dieser Zug war glücklicherweise leer, er sollte ins Depot nach Lichtenberg gefahren werden.

Wären Fahrgäste in den beiden Regionalzügen gewesen, hatte es möglicherweise Verletzte oder gar Tote gegeben, denn die Züge wurden meterweit eingedrückt. So aber musste nur der Lokführer des vorderen Zuges zur Beobachtung ins Krankenhaus, und auch der des auffahrenden Zuges kam einigermaßen glimpflich mit Schnittwunden durch umherfliegende Glassplitter davon. Letzterer hatte angesichts des drohenden Unfalls sofort eine Notbremsung eingeleitet und war dann aus dem Führerstand in den Fahrgastraum geflüchtet. Das rettete ihm das Leben, denn beide Führerstände wurden total zerstört. Der Mann konnte gestern Mittag das Krankenhaus verlassen.

Dem Vernehmen nach trifft weder ihn noch den Lokführer des haltenden Zuges eine Schuld. Der Fehler sei beim Personal im Stellwerk zu suchen, hieß es. Dort sei nach einer Störung die Automatik, die derartige Unfälle verhindern soll, abgeschaltet worden. Danach habe man den Zug manuell auf das falsche Gleis geleitet.

Der Schaden beträgt nach Bahnangaben mehrere 100 000 Euro. Beide Triebwagen sind moderne Fahrzeuge der Baureihe 646. Nach Angaben der Bundespolizei wurden im Stellwerk die Aufzeichnungen sichergestellt. Zudem wurden die Fahrtenschreiber beider Züge beschlagnahmt. Das für Unfalluntersuchungen zuständige Eisenbahnbundesamt (EBA) soll die Daten jetzt auswerten. Eventuell könnte bereits heute ein erstes offizielles Ergebnis vorliegen.

Der Aufprall erfolgte offensichtlich mit einiger Geschwindigkeit, denn beide Triebwagen verkeilten sich derart, dass aus Hessen ein Spezialkran angefordert werden musste, um die Züge wieder zu trennen. Der Kranwagen der Bahn traf erst gestern Nachmittag ein. Der Bahnverkehr war dennoch nur wenig beeinträchtigt, lediglich die Regionalbahnlinie 12 hielt nicht in Hohenschönhausen.

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