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Berlin: FDP-Spitze: Ein Tandem überholt Günter Rexrodt Löning will Landesvorsitz, Lindner die Spitzenkandidatur.

Scheidender Chef kämpft um Platz eins bei Bundestagswahl

Alle Liberalen wollen angeblich nur das eine: 2006 im Senat mitregieren. Das setzt ein gutes Wahlergebnis voraus. Wofür die Stimmen möglichst vieler bürgerlicher Wähler nötig sind. Die sind leichter zu gewinnen, wenn nicht einer alles macht in der Berliner FDP, vom Landesvorsitz über den Oppositionsführer bis zum Spitzenkandidaten. Deshalb soll im April nicht der bekannte Mann der Berliner FDP, Fraktionschef Martin Lindner, neuer Landesvorsitzender und Nachfolger Günter Rexrodts werden, sondern der Bundestagsabgeordnete Markus Löning. Lindner verzichtet und schlägt Löning vor. „Tandemlösung“ heißt die Devise für den Landesparteitag, der in gut zwei Monaten den Vorstand neu wählen soll.

Lindner und Löning haben das Tandem gestern vorgestellt: beide in Nadelstreifen, einmütig und um den Eindruck bemüht, es gehe ihnen vor allem darum, die „Schlagkraft der FDP für 2006 nochmal deutlich zu steigern“. Es war Lindner, der das sagte, und sein Verzicht auf eine Kandidatur für den Landesvorsitz ging einher mit der Erklärung, dass er 2006 Spitzenkandidat der FDP sein wolle. Das ist Teil der Vereinbarung, auf die sich Lindner und Löning die Hand gegeben haben, ohne dass dazu – wie beide sagen – die Vermittlung des noch amtierenden Landesvorsitzenden Günter Rexrodt notwendig gewesen wäre.

Verabredet ist auch, dass Löning Lindner den Vortritt bei einem Sitz im Bundesvorstand lässt. Fast nebenbei äußerte Löning, er wolle bei der Bundestagswahl 2006 auf Platz eins der Berliner Landesliste antreten. Das war zuletzt Rexrodts Listenplatz. Der Landesvorsitzende Rexrodt korrigierte noch gestern Mittag umgehend öffentlich den Eindruck, er lasse sich von Lindner und Löning in die zweite Reihe nötigen: Wer wann auf welchem Listenplatz wieder antrete, das werde zu gegebener Zeit entschieden, sagte er. Mit anderen Worten: Er verzichtet nicht einfach so und ungefragt auf den Listenplatz für die Bundestagswahl 2006.

Bis dahin ist Oppositionspolitik zu betreiben und im Jahr 2006 sind gleichzeitig ein Bundestags- und ein Landtagswahlkampf zu organisieren. Lindner und Löning, der Marktliberale und der Bundestagsabgeordnete, der auch für „soziale“ Themen was übrig hat, sprechen von der „Vielschichtigkeit“ der verjüngten FDP – im Unterschied zur „Mehrflügeligkeit“ von früher, die den kleinen Landesverband oft zu großen und lang anhaltenden Streitereien gebracht hatte. Lindners Part auf dem Tandem ist klar: Er sitzt vorn und gibt den tagespolitischen Kurs an. Löning mit seinem freundlichen Lächeln sagt über das Tandemfahren, Lindner könne eben gut zuspitzen – er selbst sei „eher der integrative Typ“.

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