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Berlin: Federboas, Hummer und Champagner

Das KaDeWe feiert die Goldenen Zwanziger

Viele Herren kamen mit Strohhut und Spazierstock zur Party, trugen weiße Schals zum schwarzen Anzug. So einfach kann man den 20er-Jahre-Look kopieren. Kein Wunder, dass die „Roaring Twenties“-Party in der Feinschmecker-Etage des KaDeWe seit Wochen ausverkauft war. Für 100 Euro Eintrittspreis feierten rund 3000 Teilnehmer die Goldenen Zwanziger mit 3500 Flaschen Champagner, 12 000 Austern, 1700 Hummern und 450 Kilo Langusten. Unter anderem. Eigens für diesen Abend gab es besonders feine Quiche-Variationen vom Partyservice.

Viele Stammkunden waren dabei, deren Samstage sowieso rituell an den Gourmetständen der 6. Etage beginnen. Die „Roaring Twenties“ hatten allerdings auch erstaunlich viele Twens der globalen Society angezogen, die sich überwiegend auf Englisch unterhielten und die Berliner Lust am Verkleiden teilten. Paillettenstirnbänder mit Federn dran, geknotete, lange Perlenketten auf kurzen Kleidern, hohe Absätze, Federboas und vor allem endlos lange Zigarettenspitzen, am Vortag noch rasch besorgt: Gigolo trifft Josephine Baker und Marlene Dietrich. Wer nicht auf dem Dachboden fündig geworden war, hatte einen Kostümverleih aufgesucht, zum Beispiel die Herren, die sich in karierte Knickerbocker nach Art englischer Landadeliger geworfen hatten. Ein bekannter Weihnachtsmann-Darsteller war allerdings in Jeans gekommen; wenn das nicht mal die Rute gibt. Im Wintergarten sang eine Marlene Dietrich nebulösen Geschlechts von ihrem „Koffer in Berlin“ und „Lili Marleen“. Eine Band hielt mit „The Lady is a Tramp“ dagegen. Natürlich gab es Tango und Charleston. „Da kann man wirklich nicht meckern“, mit solchen Sätzen kaschieren alteingesessene Berliner immer noch schiere Begeisterung. Tatsächlich amüsierten sich die meisten wie Bolle und tanzten am Ende nicht mehr verrucht, sondern wild und gefährlich, egal ob sie 20 oder 60 waren. Mal abgesehen davon, dass ein Schlaraffenland mit mitreißender Tanzmusik immer ein Stimmungsgarant ist, könnten Motivpartys für mehrere Generationen und Nationalitäten tatsächlich eine Marktlücke der Zukunft sein. Da es eine Party zum 100. Geburtstag war, weckte sie Erinnerungen daran, dass in dieser Stadt schon einmal rauschhaft gefeiert wurde. Jetzt entsteht gerade ein neuer Mythos. Bi

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