zum Hauptinhalt
Aufgepasst. Nicht nur ums Spielen, sondern auch ums Lernen geht es in der Kita – wenn denn die Eltern überhaupt einen Platz für den Nachwuchs gefunden haben.

© Thilo Rückeis

Fehlende Betreuungsplätze: Unsere kleine teure Kita

Die Einrichtungen sind in vielen Bezirken knapp – und die Hürden für Neugründungen hoch. Eltern, die dringend einen Platz für ihr Kind suchen, sind bereit, viel zu bezahlen - was sie nicht unbedingt müssen.

Auf Berlins Kita-Eltern kommen schwierige Zeiten zu: In weiten Teilen der Stadt werden die Betreuungsplätze knapp. Dies geht aus dem Kita-Bedarfsatlas hervor, den die Jugendverwaltung jetzt aktualisiert hat. Demnach fehlen in 65 der rund 135 erfassten Stadtgebiete Kapazitäten. Bislang galt die Versorgungslage nur etwa 40 Gebieten als prekär. Es bleibt dabei, dass bis 2017 insgesamt rund 11 000 neue Plätze geschaffen werden müssen. Besonders dramatisch ist die Lage in ganz Pankow, aber auch in Teilen von Neukölln, Mitte, Tempelhof-Schöneberg und Reinickendorf (siehe Grafik). Verschärft wird die Situation dadurch, dass nicht nur Gebäude, sondern auch – wie berichtet – Erzieher fehlen.

„Manche Kitas haben freie Räume, aber nicht genügend Personal“, bedauert Norman Heise. Der Vorsitzende des Landeselternausschusses Kindertagesstätten (LEAK) verweist auf eine Erhebung, wonach mindestens ein Viertel der Erzieher, die zurzeit in der Ausbildung sind, gar nicht in einer Kita arbeiten wollen. Ihnen schweben andere Einsatzorte vor. Deshalb lässt sich auch schwer prognostizieren, wie groß der Personalmangel letztlich sein wird. Vom „hohen dreistelligen Bereich“ ist in Schätzungen für die nächsten drei Jahre die Ree.

Angesichts der schwierigen Lage für die Eltern, die keinen Kitaplatz finden können, appelliert der Dachverband der Kinder- und Schülerläden (Daks) an den Senat, die Schaffung neuer Kitaplätze nicht zu stark zu reglementieren. Insbesondere kleinen Kinderläden mit bis zu 20 Kindern falle es schwer, alle Brandschutz- und Hygieneregeln einzuhalten. Zurzeit führten lebensmittelrechtliche Vorschriften dazu, dass immer weniger Kinderläden selbst kochen dürften, sagt Daks-Sprecher Roland Kern. Jugend- Staatssekretärin Sigrid Klebba (SPD) betont dagegen, die Sicherheit habe höchste Priorität. Eine „Überreglementierung“ dürfe es aber auch nicht geben.

Wo fehlen in Berlin Kitaplätze? Die Grafik zeigt es.
Wo fehlen in Berlin Kitaplätze? Die Grafik zeigt es.

© Tsp / Bartel

Der Daks sieht die Kitaaufsicht, die zur Jugendverwaltung gehört, in der Pflicht: Sie müsse die Eltern in der Auseinandersetzung mit der Bürokratie unterstützen. Das aber scheitere daran, dass die Kita- Aufsicht chronisch unterbesetzt sei. „15 Personen sind für mehr als 2000 Kitas zuständig. Das kann ja nicht funktionieren“, findet auch der LEAK-Vorsitzende Heise.

Dabei gäbe es eine Menge zu beaufsichtigen. Eltern berichten, dass manche Kitaträger den Platzmangel ausnutzten, indem sie hohe Aufnahmegebühren verlangten, was sie gesetzlich eigentlich nicht dürften. Andere erheben 300 Euro monatlich für Zusatzangebote wie mehr Personal und Sprach-, Musik- oder Sportförderung. Solche Zusatzverträge sind zwar im Prinzip möglich, aber an bestimmte Vorschriften gebunden. Heise ermuntert die Eltern, sich genau zu informieren: Es sei möglich, aus diesen Verträgen auszusteigen, ohne dass der Träger den Platz kündigen dürfe. Das bestätigt auch der Sprecher der Jugendverwaltung, Ilja Koschembar: Diese Regelung gelte für alle vom Land per Kita-Gutschein geförderten Einrichtungen.

Koschembar war am Freitag bemüht, die Sorgen über fehlende Kitaplätze zu dämpfen. So sei es im Jahr 2012 gelungen, 5000 neue Kitaplätze zu schaffen. In diesem Jahr hoffe man, „nicht wesentlich darunter zu bleiben“. Rund 14 Millionen Euro stünden für den Kitaausbau zur Verfügung. „Wir liegen bestens im Plan“, betont der Sprecher.

Für Ende 2013 kündigte Koschembar ein neues Internetportal an, das die Vermittlung von Erziehern erleichtern soll. In „zwei bis drei Wochen“ solle die Finanzierung geklärt sein; die anschließende Umsetzung dauere acht Monate. Dann können alle Träger ihre offenen Stellen melden und Interessenten schneller fündig werden. Auch die Nachfragesituation soll künftig transparenter werden. Eine neue Software soll bewirken, dass Kinder, die einen Platz gefunden haben, nicht mehr auf den Wartelisten weiterer Träger verbleiben. Bisher können oft weder Eltern ihre Chancen noch die Kitas den tatsächlichen Bedarf einschätzen.

Wo fehlen in Berlin Kitaplätze? Unsere Grafik zeigt es. Hier können Sie sie als pdf herunterladen und im Detail betrachten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false