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Berlin: Fehlsichtige Kinder bleiben unbehandelt Studie: Eltern kümmern sich selten um Sehfehler

Berliner Kinder mit einer Sehschwäche haben schlechte Karten. Vielen Eltern fällt nicht auf, dass der Nachwuchs schielt, kurzsichtig oder weitsichig ist – und von einem Augenarzt behandelt werden müsste.

Berliner Kinder mit einer Sehschwäche haben schlechte Karten. Vielen Eltern fällt nicht auf, dass der Nachwuchs schielt, kurzsichtig oder weitsichig ist – und von einem Augenarzt behandelt werden müsste. Das ergab die europaweit größte Studie über Augenerkrankungen bei Kita-Kindern, die gestern vorgestellt wurde. 6000 Berliner Kinder zwischen zwei und sechs Jahren sind seit November 2004 untersucht worden, in 300 Kitas von 40 Augenärzten. Und nur jedes Zehnte der 1000 Kinder, bei denen ein Sehfehler festgestellt wurde, war vor dem „Augen-Check“ in Behandlung.

„Dabei ist es so wichtig, dass das vor dem siebten Lebensjahr passiert,“ sagte Augenarzt Christoph Wiemer, der die Studie organisiert und ausgewertet hat. Hilfe hatte er dabei vom Kinderförderungsverein „Together“, dem Berufsverband der Augenärzte Deutschland, dem Senat und der Arbeitsagentur. „Sind die Kinder älter als sechs, wenn die Sehstörung entdeckt wird, kann man nichts mehr gegen Fehlsichtigkeit tun,“ sagte der Arzt. Die Folgen seien oft gravierend: Ein schielendes Kind könne auf einem Auge sogar erblinden, das Gehirn „schalte“ es praktische „aus“, um nicht alles doppelt zu sehen. Eingeschränkte Sehfähigkeit hemme außerdem die Entwicklung der Kinder, Legasthenie sei oft die Folge. Damit die Eltern der 1000 auffäligen Kinder etwas unternehmen, bevor es zu spät ist, bekommen sie nun vom Verband der Augenärzte eine Aufforderung, ihre Kinder behandeln zu lassen. Ob das tatsächlich geschieht, soll nach einiger Zeit durch Stichprobenuntersuchungen in den Kitas überprüft werden.

„Eigentlich müssten alle Eltern mit ihren Kindern zur vorsorglichen Untersuchung zum Augenarzt gehen“, sagte Wiemer. Es müsse nicht nur untersucht werden, wieviel ein Kind sehe, sondern auch die Stellung der Augen. Mit einer kleinen Taschenlampe leuchtet der Arzt in die Pupillen, um zu sehen, ob sie sich normal bewegen. „Auch wenn der Augen-Check eine ganz einfache, schnelle Untersuchung ist, braucht man dazu einen geschulten Blick“, sagte Wiemer. dma

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