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Feier am Müggelturm: Ein neuer Investor ist gefunden

50 Jahre sind seit Eröffnung des Bauwerks in Köpenick vergangen. Vielleicht hat es nun doch noch eine Zukunft.

Von Sandra Dassler

Tausende fröhliche Gäste, die es sich bei Bier und Erbsensuppe gut gehen ließen, tanzende, bastelnde und malende Kinder, Livemusik, ein Wetter, auf das man den ganzen Sommer lang vergebens gewartet hatte, und dann noch die Nachricht, dass sich ein neuer Investor gefunden habe – schöner hätte die Geburtstagsparty für den Müggelturm am Sonntag nicht werden können.

„So viele Menschen haben wir hier schon sehr, sehr lange nicht mehr gesehen“, sagt Elfriede Lange aus Köpenick. Ihr Mann nickt. „Das muss mehr als 20 Jahre her sein.“ Er blickt sich um: „Na, zu DDR-Zeiten musste man hier immer Schlange stehen – ob man auf den Turm wollte oder ins Restaurant. Das war auch nicht schön. Aber besser als dieser trostlose Verfall in den vergangenen Jahren.“

Die 74 und 75 Jahre alten Eheleute haben für die 166 Stufen zur Plattform des Müggelturms etwas länger gebraucht als einst im Mai. Kaum zu Atem gekommen, fangen sie aber gleich wieder an zu erzählen. „Dort ist der Lange See, da hinten der Teufelssee und der größte ist natürlich unser Müggelsee“. Viele Umstehende hören zu, überhaupt lassen sich hier oben, mehr als 100 Meter über dem Meeresspiegel, so manche Westler von Ostlern die Welt erklären. Hans-Christoph Neidlein beispielsweise, der vor vier Jahren von Schwaben nach Berlin gezogen ist, erfährt von der Köpenickerin Lisa Geisler nicht nur, dass der erste, 1880 gebaute Holzturm im Jahr 1958 abbrannte und 1961 aus Beton wiedererrichtet wurde. Geisler erzählt Neidlein und einer ebenfalls kürzlich aus Köln nach Berlin gezogenen Familie auch die jüngere Geschichte:

Dass sich lange kein Investor für das rund 6000 Quadratmeter große Areal mit Turm und Restaurant fand. Dass nach europaweiter Ausschreibung ein Krefelder Geschäftsmann vor dreieinhalb Jahren alles für 250 000 Euro kaufte, aber wenig tat, um den Verfall aufzuhalten. Dass er das Gelände außerdem vorwiegend privat nutzen wollte. Und dass es jetzt einen neuen Investor gebe, der aus Köpenick sei und das zur Ruine verkommene Restaurant ebenso wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen wolle wie alles andere.

Unten vor der Imbissbude von Andras Milak liegt eine Unterschriftenliste gegen die Privatisierung des einst so beliebten Ausflugszieles. Fast alle Besucher tragen sich ein – spätestens, als Carmen Heinrich auf die Bühne der Axel-Szigat-Band tritt. Carmen Heinrich ist Mitarbeiterin von Andras Milak, der den Imbiss am Müggelturm betreibt, und sie hat das Restaurant geleitet, bis es vor elf Jahren geschlossen wurde.

„Wir lieben unseren Müggelturm, wir wollen nicht, dass er verfällt“, ruft sie und erntet viel Applaus, als sie schildert, wie sie mit den freiwilligen Helfern Turm und Gelände für die Jubiläumsfeier gesäubert hat. Und dass sie sich auch nicht entmutigen ließen, als kurz vor dem Fest die Elektroanlage gestohlen wurde.

Der Eigentümer aus Krefeld hatte verkünden lassen, dass er keine Feier wolle. Der Mann habe keinen der Pläne verwirklicht, sagt der SPD-Baustadtrat von Treptow-Köpenick, Rainer Hölmer. „Aber nun gibt es die Chance, dass er vom Kaufvertrag zurücktreten muss. Es gibt wirklich einen neuen Investor, der Köpenick sehr verbunden ist und dem Verfall endlich ein Ende setzen will.“ Dann könne der Müggelturm durchaus auch seinen 100. Geburtstag erleben. Sandra Dassler

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