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Ferien mit Alltag. Gäste wollen wie Berliner leben, doch das ist verboten.

© dpa/Pedersen

Ferienwohnungen: Trotz Zweckentfremdungsverbot wächst Airbnb in Berlin

Seit 2016 gilt in Berlin das Zweckentfremdungsverbot. Trotzdem stiegen die Zahlen der Gäste, die eine Wohnung über Airbnb buchten.

Von Hendrik Lehmann

Rund 22.700 Berliner haben im vergangenen Jahr ihre Wohnung oder einzelne Zimmer über den weltweit größten Vermittler von Ferien-Appartements, Airbnb, vermietet. Das geht aus einer Auswertung hervor, die Airbnb am Dienstag veröffentlichte. Die 600.000 Gäste, die 2016 in diesen Wohnungen übernachteten, blieben im Schnitt 4,5 Nächte in Berlin. Angesichts dieser kurzen Aufenthaltsdauer kritisierte der Geschäftsführer von Airbnb in Deutschland, Alexander Schwarz, dass von Seiten der Politik in Berlin nicht genug zwischen professionellen Anbietern und Gelegenheitsvermietern unterschieden werde.

Dabei bezog er sich auf den Konflikt um das Wohnraumzweckentfremdungsgesetz, nach dem Ferienwohnungen behördlich genehmigt werden müssen, was nur noch selten geschieht. Schwarz appellierte an den Senat, „faire und klare Regeln zu schaffen, die verantwortungsvolles Home Sharing ermöglichen“. Dadurch werde kein Wohnraum entzogen.

Die neuesten Airbnb-Zahlen belegen, dass der Trend zum Home-Sharing wächst – trotz Zweckentfremdungsverbot. Im Vorjahr waren es nur 568.000 Gäste, die Airbnb nutzten, um Berlin zu besuchen. gut 20.000 Berliner boten dafür ihre Wohnungen an.
Vermietet werden häufiger ganze Wohnungen (53 Prozent) als einzelne Zimmer. Zu einem Prozent teilen Gastgeber jedoch sogar ein Zimmer mit ihren Gästen. Der typische Vermieter vergibt seine Wohnung insgesamt 28 Tage, ist 34 Jahre alt und nimmt auf diese Weise etwa 1 500 Euro ein. Im Vorjahr waren es noch insgesamt 34 Nächte und 1 800 Euro.

Viele brauchen die Einnahmen

Die Statistik von Airbnb verweist aber auch darauf, dass es noch immer viele Berliner gibt, die ihre Wohnung über längere Zeiträume kommerziell vermieten. Acht Prozent der Anbieter hatten ihre Wohnung oder ein Zimmer 2016 an mehr als 180 Tagen im Jahr vergeben, weitere sieben Prozent mehr als 120 Tage. Laut einer Umfrage von Airbnb unter den Vermietern brauchen inzwischen 38 Prozent die Einnahmen, „um über die Runden zu kommen“. Das scheint realistisch zu sein. Denn aus der Erhebung geht zugleich hervor, dass die Berliner Airbnb-Nutzer im Schnitt 38 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Miete oder das Abzahlen einer Hypothek ausgeben.

Zum Vergleich: Nach den bisher vorliegenden repräsentativen Studien gaben die Berliner im Jahr 2016 durchschnittlich 21 Prozent des Haushaltseinkommens für die Miete aus. Um die Zahlen des US-Unternehmens Airbnb einzuordnen, muss man sie aber mit den 12,7 Millionen Gästen vergleichen, die laut Hotel- und Gastättenverband 2016 die Stadt besuchten. Danach haben nur fünf Prozent der Besucher in Airbnb-Wohnungen übernachtet.

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