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Berlin: Ferrari und Nudelmaschinen Unter den Linden Italiener eröffnen Wirtschaftsrepräsentanz in Mitte „Berlin Story“ und „Cookies“ müssen raus

Walter Pannewitz muss ein Hungerhaken gewesen sein. Denn das Loch, durch das er sich am 6.

Walter Pannewitz muss ein Hungerhaken gewesen sein. Denn das Loch, durch das er sich am 6. November 1951 in den Tresorraum der ehemaligen Reichsbahnkasse Unter den Linden hat abseilen lassen, ist nicht mehr als eine Ellenbogenlänge im Durchmesser groß. Damit ihn keine Kleidung behinderte, ist er nackt hinabgestiegen. Die Mühen hatten sich gelohnt – kurzfristig. Pannewitz und seine Bande erbeuteten bei diesem spektakulären Einbruch 1,693 Millionen Ost- und 224631 Westmark. Doch zwei Jahre später wurden die Täter gefasst.

Noch ist das Loch in dem denkmalgeschützten Altbau an der Ecke Unter den Linden/Charlottenstraße zu sehen. Doch im kommenden Jahr wird es verschwinden. Genauso wie die riesigen Panzerschränke im Keller. Denn das Haus wird, wie berichtet, komplett saniert und soll 2006 als Schaufenster der italienischen Wirtschaft öffnen. Von hier aus wollen sich italienische Markenartikler Mittel- und Osteuropa zurückerobern. Unter den Linden sollen Produkte von der Nudelmaschine bis zur Ferrari-Karosse zu sehen sein. In den Büros und Konferenzräumen wollen italienische Manager mit ihren Geschäftspartnern ins Gespräch kommen.

Bauherr an der markanten Ecke ist die bundeseigene Entwicklungsgesellschaft Vivico. Sie hat diese ehemalige Reichsbahn-Immobilie übernommen. Mit dem Szene-Club „Cookies“ und der Buchhandlung „Berlin-Story“ waren zwei Zwischennutzer eingezogen, die jetzt raus müssen. Das „Cookies“ veranstaltet am 15. Januar die letzte Party. Danach gehen die Macher in Urlaub und wollen erst im Anschluss überlegen, ob und wo der Club wieder öffnen wird.

Die Buchhandlung wird ebenfalls am 15. Januar umziehen, in das Haus Unter den Linden Nummer 40, zwischen dem Café Einstein und dem ZDF-Hauptstadtstudio. Die Ausstellung zur Geschichte Berlins ist allerdings seit dem vergangenen Sonntag geschlossen, auch der Film „The Making of Berlin“ ist derzeit nicht zu sehen. In den neuen Räumen, die mit etwa 600 Quadratmetern fast doppelt so groß sind, ist die Ausstellung und der Film dann wieder zu sehen.

In den Umbau des Hauses steckt die Vivico einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Bauarbeiten sollen im Februar beginnen. Fast alle Decken und Wände werden herausgerissen. Hinter der Fassade entsteht der „Römische Hof“ quasi neu. Neben dem Loch der Pannewitz-Bande müssen auch die bunten Bleiglas-Fenster verschwinden – Hinterlassenschaften des bulgarischen Kulturinstituts. Im Keller des Hauses hatten die Bulgaren einen Vortrags- und Kinosaal eingerichtet. Davon ist jetzt bis auf die bunten Fenster nichts mehr zu sehen. Sie sollen allerdings nicht zerstört, sondern ausgebaut und gesichert werden.

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