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Berlin: Fest Gelungenes

Der Ball der Wirtschaft zog wieder Tausende ins Hotel InterContinental Berlin.

Es liegt in der Natur der Sache, dass der Ballbesucher nach Indizien für seine ohnehin gedeihende Überzeugung sucht, Berlin sei nun endgültig auf dem metropolitanen Höhenflug eingeschwenkt, Flughafen hin oder her. Sind es die überdurchschnittlich zahlreichen roten Roben? Ist es der reichlich fließende Champagner oder die unübersehbare Tatsache, dass die Austern mit einer Art Schleppzug in die eng gedrängte Gästeschar gerollt und von dieser unverzüglich und ohne übermäßige Ehrfurcht vor der Kreatur vernichtet werden?

Stimmung: bestens. Dies wird später in den Verbandschroniken über diesen 63. Ball der Wirtschaft zu lesen sein. Gut, da sind die bekannten Hemmnisse, und man darf vermuten, dass Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck, wäre er denn erschienen, einigen Gegenwind auszuhalten gehabt hätte. Ohne ihn zu namentlich zu nennen, kritisierte VBKI-Präsident Markus Voigt in seiner Eröffnungsrede „Fehlentwicklungen“ wie das Taktieren um das Nachtflugverbot für den BER, das zahlreiche Arbeitsplätze gefährde. Der VBKI selbst scheint indessen alles andere als gefährdet, denn er hat nach den Worten Voigts innerhalb eines Jahres rund 150 neue Mitglieder gewonnen. Fröhliche Drohung des Präsidenten: bald werde es Ballkarten wohl nur noch für Mitglieder geben. Dennoch richtete er einen höchst optimistischen Appell an alle, die draußen im Lande nach einer wirtschaftlichen Zukunft suchen: „Klagen Sie nicht lange, suchen Sie Ihre Chance, kommen Sie nach Berlin.“

Der Schirmherr des Balls, Wirtschaftsminister Philipp Rösler, durfte hier eine Art Heimspiel feiern. Er fand viel Zustimmung mit seinem Loblied auf Subsidiarität und Solidarität, die er als Grundlage der Verbandsarbeit bezeichnete, und er malte spöttisch aus, wie denn der Ball wohl gelingen würde, müsste ihn eine staatliche Behörde inszenieren: auf strenger gesetzlicher Grundlage und immens teuer.

Mittelpunkt des Balls: Tisch 23. Hier zeigte sich eine symbolhafte schwarzgelbe Koalition mit dem Minister und der Berliner Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer an seiner Seite, die freilich die Chance vorübergehen ließ, mit ihm auch die Tanzfläche zu eröffnen. Für diese zentrale Aufgabe sprang Ulrike Seiler-Kapferer, die Frau seines Staatssekretärs, ein. Man wird indessen vermuten dürfen, dass Gesellschaftstanz nicht zu den zentralen Lebensthemen des Ministers gehört – er saß relativ schnell wieder am Tisch in Vorfreude aufs Menü.

3000 Gäste wollen versorgt sein, und es zählt zu den Paradoxen des Balllebens, dass zwar genug für alle da ist, aber alle trotzdem in Warteschlangen ausharren, als stehe eine Hungersnot unmittelbar bevor – zumal, wenn sie keinen Sitzplatz mit Vollpension gebucht haben. Wer Austern nicht zuneigte, konnte anderswo nach Perlen suchen, beispielsweise nach den Trüffelscheiben, die der Sponsor Freiberger üppig auf seine knusprigen Pizzas hobeln ließ und damit in Gourmet-Regionen aufstrebte.

Alles andere war: gute Laune. Netzwerken, Smalltalken und – Tanzen. Auf vielen Tanzflächen, zu jeder nur erdenklichen Musik. Während draußen der Schnee den Winter festzuhalten suchte, breitete sich drinnen im Hotel InterContinental Berlin das Gefühl frühlingshaften Aufbruchs aus. Wirtschaftlich gesehen, zumindest.

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