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Ein Ausschnitt aus der Videosequenz einer Überwachungskamera zeigt den Angriff auf die arglose Frau.

© dpa/Polizei

Update

Festnahme in Berlin: Haftbefehl gegen U-Bahn-Treter von Neukölln

Der am Samstagabend festgenommene mutmaßliche Angreifer vom Bahnhof Hermannstraße sitzt jetzt in der JVA Moabit. Ein Richter verkündete ihm am Sonntag den Haftbefehl.

Der in der vergangenen Woche erlassene Haftbefehl lautet auf gefährliche Körperverletzung. Wegen Fluchtgefahr schickte der Richter am Bereitschaftsgericht Svetoslav S. in Untersuchungshaft. Dem Vernehmen nach wurde der 27-jährige mutmaßliche Täter in die JVA Moabit gebracht.

Am Sonnabend hatten Zielfahnder des Berliner Landeskriminalamtes den 27-Jährigen festgenommen, der Ende Oktober am U-Bahnhof Hermannstraße in Neukölln unvermittelt einer jungen Frau in den Rücken trat, sodass sie die Treppe zum Bahnsteig hinunterstürzte und sich den Arm brach.

Nach Auskunft der Polizei wurde der Mann gegen 16.30 Uhr bei seiner Ankunft am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) noch in einem Bus festgenommen und der Kriminalpolizei überstellt. Bisher wird dem Mann gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Nach Auskunft von Martin Steltner, dem Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, muss es allerdings nicht bei diesem Vorwurf bleiben. „Selbstverständlich wird auch ein Tötungsvorsatz geprüft“, sagte er dem Tagesspiegel. Vor einer abschließenden rechtlichen Bewertung müsse aber das Ermittlungsverfahren abgeschlossen sein.

Bus kam aus Südfrankreich

Nach Einschätzung von Ärzten hätte die arglose Frau bei dem Sturz auch sterben können. Insofern könnte dem Täter ein bedingter Tötungsvorsatz vorgeworfen werden – weil er den Tod seines Opfers womöglich in Kauf genommen hat.

Wie schon in den Tagen zuvor hielt sich die Staatsanwaltschaft mit Auskünften zurück. Auf Nachfrage war lediglich zu erfahren, dass der Bus mit dem Tatverdächtigen wohl aus Südfrankreich kam. Bei dem Mann soll es sich um Svetoslav S., einen Bulgaren, handeln. Nach bulgarischen Medienberichten ist der Mann aus der Hafenstadt Varna in seiner Heimat bereits wegen Raubüberfällen und Diebstählen bekannt. Ob er sich nach dem Angriff von Neukölln dorthin abgesetzt hatte, wurde ebenfalls nicht mitgeteilt. Zuvor hatte es nur geheißen, man arbeite mit den bulgarischen Behörden zusammen.

Polizei hatte Video veröffentlicht

Vor zehn Tagen hatte die Berliner Polizei einen Fahndungsaufruf mit einem Video des Angriffs veröffentlicht, der am 27. Oktober um kurz nach Mitternacht geschah. Auf der Sequenz ist zu sehen, wie der Täter aus einer Gruppe von vier Männern heraus der Frau ohne erkennbaren Anlass in den Rücken tritt und zuschaut, wie sie die Treppe herunterfällt. Dann hebt er eine Bierflasche auf und geht ruhig weiter, während sich Passanten um die verletzte Frau kümmern. Vor allem die völlige Arglosigkeit des Opfers und der offensichtlich nicht vorhandene Anlass der Tat hatten die Öffentlichkeit entsetzt und eine Debatte über Verrohung und Sicherheit im öffentlichen Raum entfacht. Mehrere Privatpersonen hatten eine Belohnung für die Ergreifung des Täters ausgesetzt.

Aufgezeichnet wurde die Tat von einer Überwachungskamera der BVG. Die Polizei war dem Täter über dessen Begleiter auf die Spur gekommen, die teilweise besser erkennbar waren als er. Auch gegen sie wird ermittelt. Einer war kurzzeitig festgenommen worden.

Wäre die Frau nicht auf dem unteren Teil der Treppe zwischen S- und U-Bahnsteig, sondern wenige Meter weiter oben angegriffen worden, wäre die Tat womöglich nicht aufgeklärt worden: Während bei der BVG sämtliche U-Bahnhöfe sowie alle Fahrzeuge – U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse – mit Videoüberwachung inklusive Speicher für 48 Stunden ausgestattet sind, gibt es Kameras bei der S-Bahn nur auf wenigen Bahnhöfen. In den Zügen fehlt die Technik völlig. Während zuletzt einige Stationen mit Überwachungstechnik nachgerüstet wurden und werden, sind Kameras erst für die nächste Zuggeneration geplant, die ab 2021 fahren soll.

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