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Berlin: Feuer am S-Bahnhof und Chaos – wie vor einem Jahr

Kabelbrand hat Folgen wie der Anschlag im Mai 2011 Die Polizei ermittelt, die Fahrgäste sind genervt.

Die S-Bahn bleibt von Problemen einfach nicht verschont. Am Dienstag ging bei ihr das Chaos weiter: Wegen eines Kabelbrands zwischen den S-Bahnhöfen Treptower Park und Ostkreuz fuhren dort zeitweise keine Züge. Erst am Montag hatte ein Computerfehler zu erheblichen Schwierigkeiten geführt.

Die Einschränkungen durch den Brand sollen erst im Laufe des Mittwochs aufgehoben werden können. Betroffen ist vor allem die Ringbahn. Die Ursache für das Feuer ist noch unklar. Man ermittele in alle Richtungen, heißt es bei der Polizei – doch die Vermutung, dass der Brand gezielt gelegt wurde, ist nicht so abwegig: Denn es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass ein von Linksextremisten verübter Brandanschlag auf eine Kabelbrücke am Ostkreuz ein verheerendes Verkehrschaos angerichtet hatte. Dies hatte damals auch eine Diskussion über die Sicherung der Bahn-Infrastruktur ausgelöst, um derartige Folgen eines solchen Anschlages zumindest zu erschweren.

Am Dienstag standen um drei Uhr früh die Signale auf der Bahnstrecke auf Rot: Die Bundespolizei rückte aus und entdeckte einen Kabelbrand an der Elsenbrücke zwischen den Bahnhöfen Treptower Park und Ostkreuz. Da das Gebiet auch nach den Umbauarbeiten am Bahnhof Ostkreuz Baustellenbereich ist, liegen die Kabel hier offen im Gleis, Kabelschächte gibt es noch nicht. Die Polizisten konnten den Brand selbst mit einem Handfeuerlöscher ersticken.

Nicht so leicht sind allerdings die Reparaturarbeiten zu bewerkstelligen, auch wenn nach Polizeiangaben Kabel nur auf einer kleinen Fläche von 20 mal 40 Zentimetern beschädigt wurden. Nach Auskunft eines S-Bahn-Sprechers müssen wie schon vor einem Jahr die Sicherungskabel Stück für Stück wieder repariert und isoliert werden. Man werde auch unter Flutlicht die gesamte Nacht durcharbeiten. Es sei aber nicht abzusehen, wann die Reparatur abgeschlossen sei. Zudem müsse es dann auch noch eine Probefahrt geben. Der Brand sei während der Betriebspause der S-Bahn auf der gesicherten Baustelle ausgebrochen. Seitdem war der Verkehr zwischen Ostkreuz – Treptower Park – Sonnenallee – Neukölln unterbrochen.

Die Polizei betonte, dass die Ursache für den Kabelbrand unklar ist. Hinweise auf einen Anschlag gab es zunächst nicht. So seien an der Feuerstelle keine Brandbeschleuniger oder offensichtliche Spuren einer Brandlegung entdeckt worden. Auch ein Bekennerschreiben sei bislang nicht eingegangen. Ob der Staatsschutz den Fall übernimmt, werde geprüft. Auch ein technischer Defekt sei an der Stelle denkbar, ebenso wie eine fahrlässige Brandstiftung – etwa durch eine weggeworfene Zigarettenkippe, sagte ein Polizeisprecher. Ergebnisse seien erst in den nächsten Tagen zu erwarten. Allerdings hatten noch am Morgen Mitarbeiter auf vielen Bahnhöfen die Fahrgäste über einen „Brandanschlag“ informiert – auf elektronischen Anzeigetafeln, auf Kreideschildern und auch über Lautsprecher. Da die Ursache des Brandes aber noch nicht feststeht, wurde die Anzeige später in „Kabelbrand“ geändert.

Auf dem nördlichen Teil der Ringbahn lief der Verkehr am Dienstag offenbar normal: Die Bahn kam in kurzen Abständen und die Fahrgäste wurden über die Anzeigetafeln über den Polizeieinsatz informiert. Die Züge selbst schienen nicht voller als an anderen Werktagen zu sein.

Noch am Dienstagmorgen richtete die Bahn einen Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Neukölln und Treptower Park ein, zwischen Treptower Park und Ostkreuz pendelten die Züge (siehe Kasten rechts oben). Die Fahrzeiten verlängerten sich, die Fahrt zwischen Neukölln und Ostkreuz dauerte bis zu einer halben Stunde. Bei normalem S-Bahn-Verkehr benötigt man für diese Strecke etwa zehn Minuten.

Teilweise setzte die Bahn auch Reisebusse ein. Das führte allerdings dazu, dass etwa Mütter mit Kinderwagen auf den nächsten Bus warten mussten. Auch die Ausschilderung war teilweise dürftig: Zwar zeigte die Bahn in Neukölln an, dass es einen Ersatzverkehr gibt, aber ohne Ortskenntnis fanden viele Fahrgäste die Haltestelle nur schlecht. Die Busse waren teilweise überfüllt.

Ebenfalls in der Nacht zu Dienstag wurde ganz in der Nähe des Brandortes ein Anschlag auf eine „Burger King“-Filiale verübt: Unbekannte warfen Steine und Flaschen mit Fäkalien gegen die Scheibe. Das Schnellrestaurant liegt im Treptower Park im ehemaligen Haus Zenner. Ein Polizeisprecher sagte jedoch, man könne keinen Zusammenhang zwischen beiden Fällen erkennen.

Erst am vergangenen Wochenende haben vermutlich Linksextremisten einen Brandanschlag auf eine Baufirma in der Modersohnstraße in Friedrichshain verübt. Der Tatort liegt „nur einen Steinwurf“ vom jetzigen Brandort entfernt, wie ein Ermittler sagte. Die vom Brandanschlag betroffene Firma arbeitet unter anderem für die Deutsche Bahn, die BVG, den Siemens-Konzern und die Telekom. Alle diese Unternehmen waren in den letzten Jahren von zahlreichen Brandanschlägen betroffen.

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