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Berlin: Feuer in Neukölln: Wieder schaute der mutmaßliche Brandstifter zu Die Polizei nahm Haron S. schon vor zwei Wochen fest. Der Haftrichter ließ ihn frei

Wieder trieb Haron S. sich in der Nähe des Feuers herum und sah bei den Löscharbeiten zu.

Wieder trieb Haron S. sich in der Nähe des Feuers herum und sah bei den Löscharbeiten zu. Und wieder haben Polizeibeamte den 25-jährigen Neuköllner festgenommen, weil er sich „verdächtig verhalten“ hatte. Diesmal stand er in der Nacht zu Sonntag gegen 1 Uhr in der Neuköllner Sonnenallee. In einer Backstube, die zu einem Supermarkt gehört, brannte es. Gleich zwei Brandherde entdeckten die Feuerwehrleute – damit war klar: Dies war wieder einmal eine Brandstiftung.

Die Polizei ist sicher: Haron S. hat das Feuer gelegt. Bereits am 15. Dezember hatte sie den mutmaßlichen Brandstifter festgenommen, als es in Neukölln an einem Tag drei Mal brannte. Auch damals war Haron S. den Beamten in der Menge Schaulustiger aufgefallen. Der Haftrichter allerdings ließ ihn am selben Tag noch laufen. „Wegen nicht ausreichender Beweislage“, wie ein Polizeisprecher sagte.

Es fehlten nicht nur handfeste Beweise, Haron S. war auch zu keinem Geständnis zu bewegen. „Der Tatverdächtige war nach seiner Festnahme nicht sehr gesprächig“, sagt ein Polizeisprecher als knapp. Nachdem Haron S. jetzt aber ein weiteres Mal aufgegriffen worden ist, hoffen die Ermittler, dass der mutmaßliche Feuerteufel jetzt nicht wieder davon kommt.

Bei der ersten Festnahme wurden Haron S. gleich drei spektakuläre Brände zur Last gelegt: Zunächst war am 15. Februar ein Feuer in der Sonnenallee 202 ausgebrochen. Rund 300 Quadratmeter Dachstuhl standen in Flammen. Die Feuerwehrleute hatten den Brand nach einer halben Stunde unter Kontrolle. Doch kurze Zeit später mussten sie wieder ausrücken. Diesmal gleich nach nebenan, zum Dachstuhl in Hausnummer 201: Dieses Feuer war verheerender. Die Flammen fraßen sich durch das gesamte Gebälk, so dass der Dachstuhl komplett abbrannte. Während die Feuerwehrleute am Vormittag noch immer mit den Aufräumarbeiten beschäftigt waren, brach gegen 13 Uhr dann der dritte Brand aus. Einsatzort: Sonnenallee 200, der Altbau gegenüber. Wie sich später herausstellte, war dies ein Schwelbrand, der schon – wie die anderen Brände – in der Nacht gelegt worden war.

Es ist die Erfahrung, die Feuerwehrleuten und Polizisten am Einsatzort hilft, Pyromanen unter den Schaulustigen ausfindig zu machen. „Sexuell motiviert“ seien die Brandstiftungen dieser notorischen Brandstifter oft. Andere geben als Motiv für ihre Taten „Frustration über die Lebenssituation“ an, sie fühlten eine „seelische Erleichterung“, wenn sie ein Feuer entfachen.

Genau das waren auch die Beweggründe des 43-jährigen Serienbrandstifters, der im Juni dieses Jahres gefasst wurde. Beamte einer Zivilstreife hatten den Mann aus Wartenberg beobachtet, wie er in der Böttgerstraße in Wedding einen VW-Transporter anzündete. Kurz zuvor war im selben Bezirk in der Gartenstraße ein VW Golf völlig ausgebrannt. Der Mann gab zu, seit etwa 17 Jahren Feuer zu legen. Hauptsächlich brennende Autos hatten es ihm angetan.

Insgesamt zählte die Berliner Feuerwehr im ersten Halbjahr 2003 – so weit reicht die Statistik – mehr Brände als zuvor: 4770-mal mussten die Feuerwehrleute ausrücken. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 3860 Einsätze. In Berlin kamen in der ersten Jahreshälfte 23 Menschen in den Flammen ums Leben – das sind sechs Brandopfer mehr als im Jahr zuvor.

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