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Berlin: Feuer in Schöneberg: "Prälat" in Flammen

Vermutlich durch Brandstiftung ist gestern ein Großfeuer auf dem Dach des seit Jahren leerstehenden "Prälaten" in Schöneberg ausgebrochen. Anwohner hatten um 5.

Vermutlich durch Brandstiftung ist gestern ein Großfeuer auf dem Dach des seit Jahren leerstehenden "Prälaten" in Schöneberg ausgebrochen. Anwohner hatten um 5.30 Uhr die Feuerwehr gerufen, als Flammen aus dem Dach schlugen. Erst zweieinhalb Stunden später war die 800 Quadratmeter große Brandfläche auf dem Bau an der Hauptstraße unter Kontrolle. Im Einsatz waren acht Löschzüge und 80 Feuerwehrleute. Personen kamen nicht zu Schaden. Die Hauptstraße war bis kurz vor 11 Uhr gesperrt.

Mehrere Beamte sprachen gestern offen von Brandstiftung - das ist ungewöhnlich, da die Polizei in der Regel sehr zurückhaltend ist, wenn es um die Ursache eines Brandes geht. "Da gehört nicht viel Phantasie zu", sagte ein Polizist. Ein Beamter aus dem direkt gegenüberliegenden Abschnitt 42 berichtete, dass der "Prälat" trotz des jahrelangen Leerstandes kein Treffpunkt von Obdachlosen gewesen sei, die mit einem Lagerfeuer oder vergessenen Kippen das Feuer fahrlässig verursacht haben könnten. Da in dem Gebäude nicht gearbeitet wird, scheiden auch Arbeiter aus - zumal am Sonntag. Sonst sind bei Bränden auf Dächern in der Regel Arbeiter die Verursacher, wenn sie mit Brennern die Dachpappe verschweißen.

Ziemlich genau vor einem Jahr musste die Feuerwehr schon einmal zum "Prälaten" ausrücken - ebenfalls an einem Sonntag. Am 4. September 2000, gegen 17 Uhr, brannte im ersten Stock das Mobiliar, das Feuer konnte schnell gelöscht werden. Ein Beamter des Feuerwehrlagedienstes, der sich an den Einsatz erinnerte, sagte, dass man damals auf Obdachlose als Verursacher getippt habe. Eine Statistik, wie oft es dort gebrannt hat, führt die Feuerwehr nicht.

Fußgänger, die gestern vormittag eilig an dem Gebäude vorbeikamen, hätten den Brand kaum bemerkt, wenn nicht zahlreiche Feuerwehrfahrzeuge die Hauptstraße zwischen der Dominikus- und der Albertstraße blockiert hätten. Die graffiti-beschmierte Fassade des Flachbaus sah so heruntergekommen aus wie sonst auch. Nur auf dem zweiten Blick fielen die eingeschlagenen Scheiben der Eingangstüren auf. Die Feuerwehr hatte sich von hier Zutritt zu dem mittleren Teil des Gebäudes, wo es gebrannt hatte, verschafft. Der Baustadtrat von Schöneberg, Gerhard Lawrentz (CDU), durfte aus Sicherheitsgründen erst am frühen Nachmittag in das Gebäude rein. Den Schaden könne er nicht einschätzen, sagte er gegenüber dem Tagesspiegel. Das Feuer habe sich von einer Bühne auf den mittleren Dachstuhl hochgefressen, der jetzt vollständig zerstört sei.

Das Gebäude gehört zur Zeit den Besitzern der Blueband-Hotelkette. Zu der Kette zählen unter anderem das Hotel Berlin am Lützowplatz und das Excelsior in der Hardenbergstraße. Im der jüngsten Vergangenheit gab es Pläne, auf dem Gelände eine 200-Millionen Mark teure "orientalische Kultur-, Handels- und Erlebniswelt" zu errichten. Die Investoren konnten jedoch die Auflagen der Baubehörde zum Nachweis der Finanzierung nicht erfüllen. Deshalb hatte der Baustadtrat Mitte Juni das Projekt für gescheitert erklärt. "Wir können das Gebäude jetzt nur sichern so gut es geht. Für den Abriss fehlt uns ein Investor", sagte Lawrentz nach dem Brand.

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