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Berlin: Feuer unterm Schuldach

360 Grundschüler in Charlottenburg konnten unverletzt ihre Klassenräume verlassen. Das Gebäude hat keine Rauchmelder

Über den Köpfen von 360 Grundschülern begann gestern Vormittag der Dachstuhl der Charlottenburger Ludwig-Cauer-Schule zu brennen. Aus einem gegenüberliegenden Haus sah ein Mieter Qualm und alarmierte die Feuerwehr, kurze Zeit später roch auch ein Schüler im obersten Stock Rauch und sprach seinen Lehrer an. Innerhalb von Minuten und noch vor Eintreffen der Feuerwehr gelang es, alle Kinder, darunter auch Vorschüler, ins Freie zu führen, keines wurde verletzt. Mit Atemschutzgeräten drangen die um 10.30 Uhr eingetroffenen Feuerwehrleute in die Schule ein – zunächst suchten sie das Feuer im Erdgeschoss, denn auch dort qualmte es. Wenig später war der Brandherd lokalisiert, 120 Quadratmeter Dachstuhl des verwinkelten Altbaus standen in Flammen, der Rauch war durch alte Schornsteine ins Parterre gezogen. Der Schwelbrand war wenig später unter Kontrolle.

Direktor Manfred Kammerer schickte seine auf dem Hof versammelten Schüler um 11.45 Uhr nach Hause, auch am Freitag findet kein Unterricht statt. Dies wurde ausgiebig und lautstark bejubelt – aber auch der Bezirk hat allen Grund zur Erleichterung. Denn Rauchmelder oder gar eine Feuermeldeanlage hat die 1899 eröffnete Schule nicht. „Nachts wäre die Schule verloren gewesen“, sagte ein Feuerwehrmann. Dem Tagesspiegel berichtete dieser Beamte, dass eine Tür ins Dachgeschoss unverschlossen gewesen sei – und dass dort oben Aschenbecher herumstanden. Die offen stehende Tür bestätigte Kammerer – dies sei ein Fehler. Dass seine Schüler auf dem Dachboden Zigaretten rauchen, mag er sich nicht vorstellen. In jüngster Zeit hätten Dachdecker dort oben gearbeitet, sagte der Schulleiter. Auch Obdachlose könnten für den Brand verantwortlich sein. Nach Angaben der Feuerwehr ist der Schwelbrand möglicherweise schon am Abend zuvor ausgebrochen, entweder durch einen Kurzschluss oder eben durch eine vergessene Zigarette. Die Kripo ermittelt jetzt. Die Feuerwehr lobte die schnelle Evakuierung des Gebäudes durch die Lehrer. „Wir üben das alle halbe Jahre“, sagte Direktor Kammerer dem Tagesspiegel. Er will sich nun für Rauchmelder in seiner Schule einsetzen.

Der Charlottenburger Schulstadtrat Reinhard Naumann sagte am Nachmittag, dass der Bezirk nach dieser Beinahe-Katastrophe prüfen will, welche Schulen überhaupt Rauchmelder haben. Das sei nämlich bislang nicht bekannt im Bezirksamt. „Vorschrift sind Rauchmelder nicht“, sagte Naumann. Der bauliche Zustand von Schulen ist in Berlin Sache der Bezirke. „Wir müssen überlegen, was sich verbessern lässt“, sagte der Schulstadtrat weiter, „und ob das Geld dafür da ist.“ Geprüft werden müsse zudem, ob einfache Rauchmelder, die es bekanntlich für wenige Euro in jedem Baumarkt gibt, ausreichend seien. Wie berichtet, empfiehlt Feuerwehrchef Albrecht Broemme diese Melder als Lebensretter – für jeden Privathaushalt.

Brände in Schulen sind nach Angaben der Feuerwehr selten. Zuletzt hatte im Mai 2001 ein Brandstifter in einer Marzahner Grundschule Feuer gelegt.

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