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Berlin: Feuer zerstört früheres Tram-Depot

Ein Großfeuer hat in der Nacht zu Sonntag das historische Straßenbahndepot im Köpenicker Ortsteil Schmöckwitz zerstört. Es verbrannten Boote, die in der Halle gelagert waren, sowie ein historischer Triebwagen.

Ein Großfeuer hat in der Nacht zu Sonntag das historische Straßenbahndepot im Köpenicker Ortsteil Schmöckwitz zerstört. Es verbrannten Boote, die in der Halle gelagert waren, sowie ein historischer Triebwagen. Die Flammen griffen sogar noch auf den Dachstuhl der benachbarte Freiwilligen Feuerwehr über, die jedoch nicht besetzt war. Mehr als 100 Feuerwehrleute hatten den Brand erst nach viereinhalb Stunden gegen 2.30 Uhr unter Kontrolle. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Heute sollen Spürhunde in den Trümmern nach Beweisen suchen, dass das absichtlich Feuer gelegt wurde.

Ein Anwohner hatte den Brand um 21.50 Uhr gemeldet. Die Wasserversorgung war nach Auskunft der Feuerwehr-Leitstelle schwierig, die Hydranten hätten zu wenig Leistung gebracht. Augenzeugen berichteten, es sei kaum Wasser aus den Schläuchen gekommen. Die Lage besserte sich erst, als Wasser aus dem nahe gelegenen See herangepumpt wurde. Die BVG hatte das Straßenbahndepot am Adlergestell an einen Bootshändler vermietet. Bis 2006 nutzte der Denkmalpflege-Verein Nahverkehr (DVN) die Halle als Depot für seine Sammlung. Da die BVG die Weichen zum Depot 2006 aus Kostengründen ausbaute, musste die DVN-Sammlung nach Pankow umziehen. Das hat sie jetzt gerettet. Zerstört wurden aber die Werkstatt des Vereins und ein Triebwagen. Ha

Für die Siebtklässler an neun Oberschulen beginnt heute das ehrgeizigste Experiment der Berliner Bildungspolitik: die Gemeinschaftsschule. Die Schüler lernen bis zum Abschluss im Klassenverband und werden – anders als an Gesamtschulen üblich – auch nicht mehr nach Leistungsstärke aufgeteilt. Die Bildungskarriere soll von der ersten Klasse bis zum Abitur bruchlos verlaufen; wobei die Erstklässler der zwei Grundschulen erst am Sonnabend eingeschult werden. Die Schulen eint der frische Schwung der Lehrer, die sich seit Monaten auf die individuelle Förderung der Schüler in bunt gemischten Klassen vorbereitet haben. Allerdings setzt man vor Ort jeweils eigene Akzente.

Die Anna-Seghers-Gesamtschule in Adlershof schickt ihre 100 Siebtklässler mit ihren acht Lehrern ab morgen erst einmal für drei Tage ins Ferienlager nach Grünheide. „Beim Wandern im Wald soll ein echtes Gemeinschaftsgefühl entstehen“, sagt Schulleiterin Angelika Jurczyk. Zweimal wöchentlich werden die Gemeinschaftsschüler künftig zusammen essen und dann beim Breakdance, in der Schülerzeitungsredaktion oder einem anderen von zwölf Angeboten aktiv sein. Ihre Klassenzimmer sind frisch gestrichen. Für die Grundschüler gibt es ein neues Gebäude, das Oberschüler mit Graffiti bunt verziert haben. Zunächst einmal ziehen hier zwei erste Klassen ein. Das Vorhaben, gleich noch Fünft- und Sechstklässler in die Gemeinschaftsschule aufzunehmen, hat das Kollegium verworfen. „Wir wollten uns nicht verzetteln“, so Jurczyk. Alle Eltern haben sich in Verträgen verpflichtet, sich ins Schulleben einzubringen.

Ein Drittel mehr Anmeldungen verbuchte die Sophie-Brahe-Realschule, an der drei Gemeinschaftsschulklassen eingerichtet wurden. „Eine sehr schöne Erfahrung“, freut sich Schulleiterin Andrea Brunn. Mit einem Zuschuss in Höhe von 10 000 Euro konnte die Schule Möbel, Projektoren und Unterrichtsmaterial kaufen. Mit finanzieller Hilfe des Deutschen Fußballbundes entstand ein Kleinfeldplatz, auf dem ein Sportverein künftig eine Fußball-AG anbieten wird. Die Schule baut außerdem eine Bibliothek auf. In Deutsch, Englisch und Mathe unterrichtet am Plänterwald künftig ein Lehrertandem die Gemeinschaftsschüler.

Während die Sophie-Brahe-Schule mit der Grundschule am Heidekampgraben einen Partner in der Nachbarschaft gefunden hat, liegen Moses-Mendelssohn-Gesamtschule und James-Krüss-Grundschule in Moabit einige Straßen auseinander. Deshalb bemühen sich die Schulen, sich personell miteinander zu verzahnen. Lehrer der Gesamtschule unterrichten in den sechsten Klassen, Lehrer der Grundschule in den siebten. „Wir wollen, dass Inhalte überschwappen“, sagt Hartmut Blees, der die Mendelssohn-Schule leitet.

Die B.-Traven-Gesamtschule in Spandau hat noch keine Grundschule als Partner gewonnen, kooperiert aber mit mehreren Oberstufenzentren. Für die Gemeinschaftsschüler bedeutet das, dass sie bei ordentlichen Noten dort garantiert Aufnahme finden. Die 600 000 Euro an Starthilfe für die Gemeinschaftschule habe man vor allem in Informationstechnologie investiert, so Schulleiter Harald Kuhn: „Alle unsere Räume sind jetzt mit Laptops und PCs vernetzt.“

Für andere Schulen bringt das Projekt neue pädagogische Freiheiten. An der Heinrich-Stephan-Oberschule in Moabit gibt es für die Gemeinschaftsschüler in der siebten und achten Klasse keine herkömmlichen Noten mehr. Im Zeugnis stehen für sie maximal 28 Punkte. „Wir würden gerne ganz auf Zensuren verzichten“, sagt Schulleiter Jens Großpietsch. Das sei aber schwer umzusetzen, solange die Kinder aus ihren Grundschulen Noten gewohnt seien. Zunächst punktuell an fünf Tagen im Schuljahr gibt es jahrgangsübergreifendes Lernen für die Oberschüler. Im kommenden Schuljahr soll altersgemischter Unterricht regelmäßig stattfinden. Dann wird die Schule auch ihr neues Domizil am Neuen Ufer bezogen haben.

Die Neuköllner Fritz-Karsen-Gesamtschule verzichtete schon bislang auf Leistungsdifferenzierung – außer in Mathe und Englisch. „Endlich dürfen wir sie jetzt auch in diesen Fächern abschaffen“, so Schulleiter Robert Giese. Noch nicht abgeschlossen sind die Baumaßnahmen: Für 650 000 Euro kann die Schule Räume nach ihren Bedürfnissen zuschneiden. Für eine Million Euro kommt bis 2010 noch ein Neubau hinzu, in dem unter anderem eine Bibliothek Platz finden soll.

Gemeinschaftsschulen sind auch der Campus Rütli in Neukölln sowie die Evangelische Schule in Mitte.

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