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Beliebt sind Batterien mit vielen Schüssen wie „Galaktika“.

© Promo

Feuerwerksartikel: Die liebsten Knaller der Berliner

439 neue Feuerwerksartikel gibt es dieses Jahr: darunter Böller mit verheißungsvollen Namen wie "Galaktika" oder "Turbo Wirbel". Wir haben uns am ersten Tag des Feuerwerksverkaufs bei den Berlinern umgehört, welche Knaller sie bevorzugen - oder ob sie es lieber ganz sein lassen.

Die Augen leuchten wie der Silvesterhimmel über Berlin. „Oh, dicke Brummer, die sind richtig cool“, sagt Sohnemann, und die Mama geht mit dem Kinderfeuerwerk namens „Cosmo Kids“ inklusive „Silvester Spinner“ zur Kasse. Für 3,99 Euro ist das eine Menge Glitzer und Glimmer. Welche Trends leuchten den Berlinern denn den Weg ins neue Jahr?

An Silvester Feuerwerk zu zünden, „ist ja verrufen“, sagt eine 41-jährige Mutter in Neukölln, „dabei macht es doch den Kindern Spaß.“ Warum sich nicht kindgerecht an Farbenspiel und Höhenflug erfreuen, fragt die Passantin. „Viele fordern ja: Brot statt Böller. Aber es heißt ja auch nicht ,Brot statt Tanne’ oder ,Brot statt Kino’“, argumentiert die Mutter – und will auch was fürs Bleigießen kaufen.

Von Lady Cracker bis Turbo Wirbel

Sie ist nicht die Einzige mit dieser Überzeugung. Im „Schnäppchen Markt“ am Hermannplatz wacht ein breitschultriger junger Mann über das Sortiment. Bei den Namen haben sich die Feuerwerkfirmen mindestens genauso viel Mühe gegeben wie bei den Inhaltsstoffen. Hier lockt der pinkfarbene „Lady Cracker“ (1,49 Euro) neben dem „Turbo Wirbel“ (2,49 Euro) und „100 Schuss Römische Lichterorgel Feuer-Rohr“ für 3,99 Euro. Und, was würde der Verkäufer empfehlen? „D-Böller“, die sind nämlich „extrem laut“.

Was es nicht alles an geprüftem Peng und Bumm gibt. 2013 sind allein 439 Produkte neu auf den deutschen Markt gekommen. 167 davon sind von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) geprüft worden. Der Rest, das ist seit einigen Jahren möglich, von anderen europäischen Prüfstellen. Neu ist etwa „Boris“, eine „36-Schuss-Crackling-Batterie“, nach Angaben des Internethändlers „Extrem laute Crackling-Feuertöpfe“. „Crackling“ lässt sich mit Knistern übersetzen, vier Stück kosten 39,99 Euro. Die Batterie ist parallel mit kyrillischen Buchstaben beschriftet, dies soll wohl ein wenig illegale osteuropäische Powerbölleranmutung transportieren und „Polenböller“-Fans abwerben.

Das 40-Sekunden-Vergnügen

In der gleichen Aufmachung mit Hammer-und-Sichel-Emblem ist „Ivan“ neu auf dem Markt, Ivan hat nur 24 Schuss „Sterne in Rot und Grün“. Traditioneller und bunt kommt „Galaktika“ daher. „120 Schuss Batterie mit Pfeifen.“ Fans beschreiben das 40-Sekunden-Vergnügen so: „Die Galaktika schießt in Salven Pfeifer mit Crackling- oder Glitteraufstieg und rot-grünen Feuertöpfen“, nachzulesen bei www.feuerwerk-fanpage.de.

Mary Schmidt und Gülay Tatar decken sich am ersten Tag des offiziellen Feuerwerksverkaufs ein.
Mary Schmidt und Gülay Tatar decken sich am ersten Tag des offiziellen Feuerwerksverkaufs ein.

© Annette Kögel

Ein echter Silvesterfan ist auch Gülay Tatar, die jetzt im Neuköllner Schnäppchenmarkt shoppt. Sie feiert erst „richtig groß in Familie bis circa ein Uhr“, da sind auch 21 Neffen und Nichten mit dabei, „wir sind ja sechs Kinder“. Dann will die 36-jährige Neuköllnerin ein paar Stippvisiten in Lokalen am Hermannplatz machen. Ihr gefällt die Halloweenkollektion mit dem „Purple Dragon“. Ihre Freundin Mary Schmidt, 37, will „mit Freunden in Friedrichshain feiern“.

Kurz vor Silvester warnt die Polizei erneut eindringlich und berichtet von aktuellen Böllersündern:  Genau 1050 Euro musste ein 37-Jähriger blechen, der illegale Kracher bei sich hatte. Ein 22-Jähriger musste mit 1800 Euro „tief in die Tasche greifen“, er hatte die sogenannten Polenböller gezündet. Nach Einschätzung der Feuerwehr gibt es „eine Tendenz zu illegaler Pyrotechnik“. Den Unterschied zwischen legalen und illegalen Krachern beschreibt Heidrun Fink, Prüfleiterin bei der BAM, so: „Bei einem geprüften Knallkörper, der in der Hand angezündet wird, kommt es zu ein paar Verbrennungen.“ Bei einem illegalen Pendant könne man „durchaus einige Finger verlieren“. Feuerwehrchef Wilfried Gräfling empfiehlt: „Die Anleitung bitte vor dem ersten Glas lesen, nicht nach dem dritten Glas.“ Den sportlichen Knallzeugverkäufer im „Schnäppchen Markt“ interessieren indes Knallerbsen, „Masters of Fire“ und „Höllen-Effekt-Batterie“ nicht. „Ich bin aus dem Alter raus, ich feiere ruhig mit meiner Familie“, sagt er. Er ist 21.

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