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Berlin: Feuerwerkskörper: Knaller im Zwischenlager

Je näher Silvester rückt, desto mehr füllen sich die Lagerräume der Feuerwerkshändler. Etwa 2500 Tonnen Knaller, Heuler und Raketen dürfen in den 20 in der Stadt genehmigten Zwischenlagern verstaut werden.

Je näher Silvester rückt, desto mehr füllen sich die Lagerräume der Feuerwerkshändler. Etwa 2500 Tonnen Knaller, Heuler und Raketen dürfen in den 20 in der Stadt genehmigten Zwischenlagern verstaut werden. An rund 8000 Verkaufsstellen werden sie am 29. und 30. Dezember unter die Leute gebracht. Eine Katastrophe wie im holländischen Enschede im Mai kann sich in diesen Lagern nach Einschätzung der Behörden aber nicht ereignen. "In Enschede explodierte Großfeuerwerk", sagte der Sprecher des Landesamts für technische Sicherheit (Lagetsi), Robert Rath. "Mit der wesentlich geringeren Sprengwirkung von Silvesterpyrotechnik ist das nicht vergleichbar".

Noch dazu habe es sich in Enschede um besonders gefährliche "Blitzknallbomben" gehandelt, die fahrlässig über der Erde, zum Teil in offen stehenden Containern gelagert worden seien. In Berlin gebe es derzeit drei Lager für Großfeuerwerk, zwei in Buchholz, eines auf dem Sprengplatz Grunewald, sagte Rath. Für ein Lager in der Neuköllnischen Allee in Neukölln habe der Eigentümer die Betriebserlaubnis erlöschen lassen. Der Antrag eines anderen Betreibers auf eine neue Genehmigung werde derzeit bearbeitet. Rath betonte, dass es gegen die Berliner Lager von Profifeuerwerk unter sprengstoffrechtlichen Gesichtspunkten "weder vor noch nach Enschede" Bedenken gegeben habe. Auch der Standort in Neukölln, ein alter Bunker, sei "so ziemlich das Sicherste, was man sich vorstellen kann".

Die Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) warnte gestern erneut vor dem Kauf von nach Deutschland geschmuggelten Knallern aus Osteuropa. Die Feuerwerkskörper seien "in der Regel extrem gefährlich", sagte der Leiter der Pyrotechnikabteilung, Dietrich Eckhardt. Ihre "explosive Substanz kann man durchaus mit Sprengstoff vergleichen". In Deutschland zugelassenen Böllern, die man an dem BAM-Zeichen erkennen kann, dürfen höchstens sechs Gramm Schwarzpulver verarbeitet sein. Polnische Knaller enthielten zum Teil bis zu 40 Gramm einer pyrotechnischen Stoffmischung, die bis zu drei Mal mehr Sprengkraft habe als Schwarzpulver, sagte Eckhardt.

In Deutschland sind zurzeit rund 1700 Feuerwerkstypen im Handel. In diesem Jahr hat die Bundesanstalt 113 neue Produkte für den Markt zugelassen. "Die pyrotechnische Industrie ist sehr innovationsfreudig", sagte Eckhardt. Sie entwickle derzeit vor allem Knall- und Raketenkombinationen, bei denen ein kleines Feuerwerk abbrennt. In 170 Fällen versagte die BAM den Herstellern die Genehmigung.

Trotz der Kontrolle von Amts wegen kommt es jedes Silvester wieder zu schweren Unfällen mit Feuerwerkskörpern. Allein 53 Schwerverletzte gab es im vergangenen Jahr zum Jahreswechsel. Das war im Vergleich zu 1998 eine Steigerung um 40 Prozent. Laut Lagetsi wurde allerdings auch deutlich mehr Feuerwerk abgebrannt. In der Silvesternacht 1999/2000 kamen 666 Menschen zu Schaden, darunter 122 Kinder.

Tobias Arbinger

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