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Filbinger-Gedenken: Erzbistum Berlin untersagt Trauergottesdienst

Nach scharfen Protesten hat das Erzbistum Berlin einen geplanten Gedenkgottesdienst für den verstorbenen ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger abgesagt.

Berlin - Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky habe die Andacht "untersagt", sagte Bistums-Sprecher Stefan Förner. Sterzinsky wolle verhindern, "dass der Gottesdienst missbraucht und missverstanden wird".

Bei dem für Dienstag geplanten Gottesdienst in der Berliner Sankt Hedwigs Kathedrale sollte nach Angaben des Erzbistums daran erinnert werden, dass der frühere NS-Marinerichter Filbinger den Berliner Priester Karl Heinz Möbius vor der Vollstreckung eines Todesurteils bewahrt habe. Die Initiative dazu sei vom Prälaten Wolfgang Knauft und der Domgemeinde, aber nicht vom Erzbistum ausgegangen, sagte Förner.

Die Diskussion über die Rolle des in der vergangenen Woche verstorbenen Filbinger war durch umstrittene Äußerungen des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger (CDU) in dessen Trauerrede neu aufgekommen. Oettinger hatte Filbinger als "Gegner des NS-Regimes" gewürdigt und damit heftige Kritik bei Politikern und dem Zentralrat der Juden in Deutschland ausgelöst. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) distanzierte sich. Oettinger entschuldigte sich inzwischen und bedauerte die Wirkung seiner Rede.

Politiker fast aller Berliner Parteien hatten die Pläne zuvor scharf kritisiert. Sie warfen der katholischen Kirche vor, damit die Rolle Filbingers während des NS-Regimes zu relativieren. Der ehemalige Marinerichter war an Todesurteilen gegen Wehrmachtsdeserteure beteiligt. (tso/ddp)

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