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Berlin: Filmhelden vom Bosporus

Als Ilja Richter noch Disco 71 moderierte und im DDR-Fernsehen Werbung lief, da gingen türkische Gastarbeiter in das Kino Silvia (das heutige Odeon) in der Haupstraße in Schöneberg. Aber auch im Metropol am Nollendorfplatz und im Kino in der miefigen Passage, die später zur schicken Kaiser-Wilhelm-Passage wurde, liefen gelegentlich türkische Filme.

Als Ilja Richter noch Disco 71 moderierte und im DDR-Fernsehen Werbung lief, da gingen türkische Gastarbeiter in das Kino Silvia (das heutige Odeon) in der Haupstraße in Schöneberg. Aber auch im Metropol am Nollendorfplatz und im Kino in der miefigen Passage, die später zur schicken Kaiser-Wilhelm-Passage wurde, liefen gelegentlich türkische Filme. Die Türken liebten schon damals große Kinos mit großen Leinwänden, wo sie mit Kind und Kegel hingingen. Doch dann kamen der Videorekorder und später die Satellitenschüssel auf den Markt, und man blieb zu Hause. Das Metropol ist schon lange eine Diskothek, das Odeon zeigt nur englischsprachige Filme und aus dem Kino in der Passage ist ein Aldi geworden.

Zu der Premiere des Film "Melekler Evi - Haus der Engel" im Karli-Kino im Forum Neukölln kamen vor kurzem deshalb überwiegend türkische Berliner, die im Alter der Kinder und Enkelkinder der Gastarbeiter waren. Aber anders als damals ohne ihre Kleinkinder. Ein älterer Türke bedankte sich bei der Diskussion hinterher beim Regisseur Ömer Kavur: "Unser Kinder haben so die Möglichkeit unsere Sprache und Kultur kennen zu lernen", sagte er. Etwa ein Viertel der Zuschauer blieb nach dem Film sitzen, um mit ihm und dem Hauptdarsteller Aytac Arman fast bis Mitternacht über türkische Filme zu reden.

Versuche, den türkischen Fim wieder in Berlin zu etablieren, gibt es schon länger, aber der Betreiber des Karli-Kino scheint es geschafft zu haben. Auch die Nachfahren der Gastarbeiter mögen große, moderne Leinwände und sie gehen selten zu zweit - geschweige denn alleine - ins Kino. Neben "Haus der Engel" zeigt das Karli auch noch "Hemso - Der Kumpel." Bei der Premiere des Film "Deli Yürek - Wild Hearts" vor einigen Wochen ging es im Foyer des Karli zu, als sei ein Hollywoodheld gekommen. Der Film startete gleichzeitig in Berlin und in der Türkei und wurde zum Kassenrenner. Dabei warten deutsche Kinobetreiber sonst erst ab, wie der Film in der Türkei ankommt.

Auch "Hemso" laufe sehr gut, lässt die Marketing-Abteilung des Karli-Kinos verlauten. Demnächst sollen zwei Filme gleichzeitig in türkischen Kinos und im Karli laufen.

Suzan Gülfirat

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