zum Hauptinhalt

Berlin: Filmmuseum am Potsdamer Platz: Saurierpuppen und Marlene-Schachteln

Kommt alles noch: die Nosferatu-Maske von Klaus Kinski. Franka Potentes Kostüm, mit dem Lola über die Leinwände rennt.

Kommt alles noch: die Nosferatu-Maske von Klaus Kinski. Franka Potentes Kostüm, mit dem Lola über die Leinwände rennt. Die schönsten und geheimnisvollsten Dinge aus den Kisten, Koffern, Schachteln und Schächtelchen von Marlene Dietrich. Die Apparaturen, mit denen die Illusionen der Traumfabriken dieser Welt erzeugt, gefangen und wieder losgelassen werden. Und noch viel, viel mehr, verteilt auf verschiedene Stockwerke und 14 Räume des neuen Filmmuseums Berlin am Potsdamer Platz, im Filmhaus beim Sony-Center.

"Das hat alles seine Ordnung und logische Abfolge", sagt Hans Helmut Prinzler, der Direktor des Museums hinter der Glasfassade, während er uns im Schnelldurchlauf mit den Zeugnissen cineastischer Historie, die schon kräftig durch das vor Premieren übliche Chaos schimmern, bekannt macht. Ab 27. September kann jeder Filmfreund für zwölf Mark Eintritt gewissermaßen in hundert Jahren Kino ertrinken. Das ist nicht übertrieben, denn Schritt für Schritt begegnen ihm Namen, Gesichter, Helden und Schurken, Titel und Temperamente, all dies mit den neuesten Mitteln und Methoden zur Ansicht bewegter Bilder vermittelt und dargeboten.

Gleich vorn hinter dem Eingang staunt der Besucher in einem verspiegelten Raum über sein vielfach addiertes Bild inmitten mehrerer Projektionsflächen, die mit Schwarzweiß-Stummfilm, Schwarzweiß-Tonfilm und Farb-Tonfilm jene Entwicklungslinien andeuten, an deren Beginn ein Filmpionier wie Max Skladanowski stand. Die Wiege! Henny Porten und Asta Nielsen kommen und gehen, wenn die Bilder laufen lernen, direkt ins Cabinett des Doktor Caligari. Und von dort, dirigiert von Regisseuren wie Ernst Lubitsch, Fritz Lang, F. W. Murnau und G. W. Pabst, geht es, nun schon mit O-Ton, in die blühende Filmlandschaft der Weimarer Republik: Chaplin ist in Berlin, Fritz Langs "M" schreibt Geschichte, Leni Riefenstahl taucht auf und Marlene Dietrich, der aber einige Jahre weiter drei Räume gewidmet sind - mit "Friends and Lovers" und vielerlei Souvenirs aus dem Nachlass-Füllhorn der Diva und auch aus ihrem großen Kleiderschrank. Was in die Vitrinen kommt, ist derzeit noch geheim, aber von schwarzen Wänden guckten gestern schon viele Gesichter der Marlene dem Heer der Handwerker auf die Finger.

Der Oskar von Emil Jannings

"Metropolis", "Transatlantik", "Olympia", "Nationalsozialismus", "Filmexil" und schließlich "Vom Kriegsende bis zur Gegenwart" sind die Titel über den Kapiteln in weiteren Räumen. Der Direktor ist ganz besonders stolz auf den originalen Oscar für Emil Jannings aus dem Jahr 1929, er präsentiert einen Filmausschnitt mit Heinrich George, wie der 1930 einer Frau auf dem Potsdamer Platz hinterherblickt; auf 18 Monitoren laufen Katastrophen-Bilder aus Fritz-Lang-Filmen, und je näher die Gegenwart auf uns zu läuft, desto größer sind die Assoziationen: Drapiert von den Plakaten der erfolgreichsten Filme aus Ost und West von 1946 bis 1999 sind zehn wichtige Schauspieler mit ihren Streifen vertreten, darunter Hildegard Knef, Gert Fröbe, Günther Simon, Romy Schneider, Heinz Rühmann, Angelica Domröse, Mario Adorf, Hanna Schygulla, Otto Sander und Götz George.

"Künstliche Welten" nennt sich der abschließende (technische) Teil, in dem der Besucher hinter die Kulissen filmischer Zaubereien geführt wird und dabei der Effekthascherei ins kalte Auge blickt: Man begegnet zum Beispiel der Gelenkfigur des geflügelten Pegasus aus "Clash of the Titans", erlebt Unterwasser-Simulationen, Dinosaurier in Aktion im Jurassic Park, Vorbilder der Animationsgeschichte, Figuren aus Star Wars, ein Weltraum-Panorama - und alles, um uns zu unterhalten und hinters Licht der Leinwand zu führen.

Hans Helmut Prinzler, seit zehn Jahren Direktor der Stiftung Deutsche Kinemathek und Direkor der Abteilung Film- und Medienkunst der Akademie der Künste, freut sich auf die festliche Eröffnung am 26. September: Mit dem Filmmuseum in der neuen Heimat Potsdamer Straße 2 im Sony-Center geht ein Traum in Erfüllung - ein ganzes Haus für die Traumfabrikation eines Jahrhunderts und seine Lichtgestalten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false