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Justin Timberlake und Anna Kendrick albern vor dem Brandenburger Tor mit Kutschern als Troll-Models herum.

© Fabrizio Bensch/Reuters

Filmpräsentation am Ku'damm: Justin Timberlake als Troll in Berlin

Justin Timberlake stellt in Berlin den Animationsfilm „Trolls“ vor, für den er auch die Musik geschrieben hat. Am Sonnabend tritt er beim ESC auf.

Theodor hat sich vor Aufregung in die Hosen gepinkelt. Als der graue Grummel-Troll Branch sich endlich dazu entschließt zu singen, um seine beste Freundin, die Oberoptimistin Prinzessin Poppy, aufzuheitern, ist Theodors Strumpfhose ein bisschen nass geworden. Zumindest behaupten seine Eltern später diesen Zusammenhang zwischen der Cyndi-Lauper-Nummer „True Colors“ – kitschig-schön interpretiert von den beiden Trollen auf der Leinwand – und dem jüngsten Zuschauer an diesem Dienstagvormittag in der Astor Film Lounge am Ku’damm: Theodor, fünf Monate alt.

„Wir haben uns auch in die Hosen gemacht, als wir es gesungen haben“, sagt Justin Timberlake und winkt dem fröhlichen kleinen Kerl von der Bühne aus zu. Timberlake, 35, Sänger, Schauspieler, Alleskönner, ist gekommen um den Animationsfilm „Trolls“ vorzustellen, in dem er nicht nur die Rolle des Branch gesprochen und gesungen hat, sondern für den er auch die Musik geschrieben hat. Gemeinsam mit Schauspielkollegin Anna Kendrick, die Poppy spricht, und Dreamworks-Chef Jeffrey Katzenberg ist Timberlake nach Berlin gekommen, um erste Szenen des Films zu zeigen, der auf den berühmten Zaubertrollen des dänischen Holzschnitzer Thomas Dam basiert, beliebtes Kinderspielzeug seit den 70ern und längst zum Sammlerstück geworden.

Ein quietschbuntes Vergnügen, das verraten die wenigen Szenen, die Medienvertreter an diesem Vormittag zwischen Sprudel aus Sektgläsern, Obstsalat und Mini-Croissants zu sehen bekommen. Haare in Regenbogenfarben sind nicht nur auf dem Kinoplakat zu sehen, sie werden auch in Form von Perücken verteilt, pink, lila, rot, hellblau – wer keine nimmt, darf nicht rein. Die rund 30 Fans, die draußen am roten Teppich auf dem Ku’damm warten, hätten die sicher liebend gern aufgesetzt, um ihrem Justin etwas näher zu kommen – die meisten sehen aus, als seien sie noch aus NSYNC-Boygroup-Zeiten übrig.

Ihr Justin aber kommt viel zu spät und frech durch den Nebeneingang, Dreitagebart, helle Sommerhose, braune Lederschuhe und eine blaue Sportjacke, die etwas zu warm aussieht für diesen sonnigen Tag, den der Moderator als „bestes Kinowetter“ verspottet und der Jeffrey Katzenberg zu einem „Dankeschön für das südkalifornische Wetter“ verleitet, mit dem man ihn empfange. Dass der Filmproduzent es versteht, bunte Unterhaltung für Kinder zu machen, die auch Erwachsene lustig finden, hat er spätestens mit „Shrek“ und „Madagaskar“ bewiesen.

Erste Einblicke in „Trolls“, der im Oktober in die Kinos kommt, versprechen durchaus, sich da einzureihen. „Trolle sind immer glücklich, 24/7“, sagt Katzenberg, „sie verbringen den Großteil ihrer Zeit mit Singen, Tanzen und Umarmen.“ Doch natürlich gibt es nicht nur den schlechtgelaunten Branch, der aus der Art fällt, sondern auch fiese Riesen, die den Happyplace stören.

Alles da also für den nächsten Trickfilm-Hit: Charmante Charaktere, witzige Dialoge, kitschige Story, schmachtvolle Musicalnummern und einige Hits wie eben „True Colors“ oder „Sunshine in a Bag“ von den Gorillaz. Neben diesen Klassikern hat Timberlake vier eigene Songs beigesteuert, gesungen von Anna Kendrick, Gwen Stefani und ihm selbst – darunter auch die neue Single „Can’t Stop the Feeling“, die er zwar für den Film geschrieben habe, die Dance-Nummer dürfe aber auch gern der nächste Sommerhit werden, erzählt er frei heraus. Hat ja zuletzt bei „Happy“ ganz gut funktioniert, das Pharrell Williams ursprünglich für den Animationsfilm „Ich – Einfach Unverbesserlich 2“ geschrieben hatte.

Schlauer Schachzug, dass Timberlake die Nummer am Sonnabend vor größtmöglichem europäischen Publikum performt: Als Pausenfüller tritt der US-Amerikaner beim Eurovision Song Contest in Stockholm auf. Rund 100 Millionen Zuschauer verfolgen denWettbewerb jährlich – erstmals wird die Show auch in den USA übertragen.

Er sei ja schon immer ein großer Fan gewesen, behauptet Timberlake freilich am Dienstag, er sei ziemlich aufgeregt, was wohl passiert, wenn er kühn dorthin gehe, „wohin zuvor kein Amerikaner gegangen ist“. Etwas ernsthafter versucht es Anna Kendrick: Der ESC sei seit dem Sieg der Travestiekünstlerin Conchita Wurst durchaus auch in den USA bekannt, sagt die 30-Jährige, die im kurzen schwarzen Kleid mit Sommer-Sandalen etwas wetterpassender aufgetaucht ist. Was sich vor allem auszahlt, als die beiden später in der Mittagssonne zum Fotoshoot am Brandenburger Tor antreten – mit zwei Kutschern als Troll-Models.

Berlin sei einfach klasse, sagt Kendrick noch, sie habe wirklich jedes Museum besucht, auch das Medizinhistorische der Charité, „das war gruselig, aber eine fantastische Art, den Nachmittag zu verbringen.“ Und Timberlake? Liebt natürlich Berlin, wegen der Kunstszene, liebt Deutschland, schließlich habe er als Teenager ein halbes Jahr in München gelebt.

„Ich habe das Glück, zwei Karrieren zu haben mit Musik und Film“, sagt Timberlake noch. Es sei ein großer Spaß gewesen, für „Trolls“ beides zu kombinieren. Und das Synchronisieren mache ja ohnehin immer besonders großen Spaß, „weil man in Jogginghose kommen kann.“

Apropos Jogginghose: Als sich einer der Journalisten bedankt, dass „Trolls“ seine „LSD-Träume endlich in einen Film gegossen habe“, fällt Timberlake wieder ein: „Richtig, das war der Grund, warum wir uns in die Hosen gemacht haben.“ Da ist Theodor zum Glück schon eingeschlafen.

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