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Berlin: Filmpreis ab!

600 Flaschen Champagner liegen bereit: Heute Abend wird die Auszeichnung zum 55. Mal verliehen

Szenen einer Vorbereitung: hektische Anweisungen gestern vor der Philharmonie. Bei strömendem Regen montieren Lichttechniker am Eingang der Herbert-von-Karajan-Straße wetterfeste Scheinwerfer an Metallgerüste. Security-Männer vertreiben die ersten neugierigen Filmfans. Szenenwechsel. Auf der Bühne der Philharmonie proben Kameraleute den Ablauf. Letzte Stühle in der Mitte der Parkettreihe werden entfernt, damit die improvisierte Bühnenspitze in die Zuschauerränge hineinragen kann.

„Wir haben uns ein halbes Jahr auf die Veranstaltung für den höchstdotierten deutschen Kulturpreis vorbereitet“, sagt eine Mitarbeiterin. Der Auf- und Abbau der 60 Bühnentechniker wird insgesamt anderthalb Wochen dauern. Dass heute Abend auch anständig gefeiert wird, ist abzusehen: 600 Flaschen Champagner werden für die Filmstars und die Nominierten, unter ihnen Hannelore Elsner und Bruno Ganz, gekühlt.

Nach drei Jahren im Tempodrom findet die Verleihung zum ersten Mal in der Philharmonie statt. Eigentlich verwunderlich, dass hier noch nie gefeiert wurde – schließlich werden seit 1951 regelmäßig die Standorte gewechselt. Wurde der Deutsche Filmpreis Anfang der 50er Jahre in Bonn verliehen, wechselten danach mehr als ein Dutzend Berliner Schauplätze: von der Hochschule für Musik 1962 zur Deutschen Oper, 1969 zur Akademie der Künste. Auch Hotels waren dabei: 1972 das Hilton, 1973 das Palace Hotel und1984 das Intercontinental. 1978 bis 1983 war die Filmpreis-Zeremonie im Kino Zoo Palast; von 1986 dann neun Mal im Theater des Westens. Danach schnelle Wechsel: Friedrichstadtpalast, Flughafen Tempelhof, Pariser Platz. 1999 bis 2001 die Staatsoper Unter den Linden, und dann das Tempodrom.

Doch die Philharmonie hat nicht nur Vorteile: Da der rote Teppich von der Straße zum Eingang recht kurz ist, sollen die 60 Limousinen der Mercedes Benz S-Klasse am Busbahnhof neben der Philharmonie halten. So wird der Teppich halbkreisförmig verlaufen. Man muss jedoch kein VIP sein, um die Feier mitzuerleben: Ab 14 Uhr ist es für Filmfans möglich, auf die frei zugängliche Tribüne neben dem Haupteingang zu gelangen. Autogrammjäger haben aber nicht nur hier Chancen; Gerüchten zufolge sollen viele Stars im Ritz-Carlton wohnen. Einlass der rund 2000 Gäste ist 17 Uhr. Das erste Blitzlichtgewitter wird für 17.45 Uhr erwartet; dann werden die Nominierten den Teppich betreten. Um 19 Uhr beginnt die Gala; sie soll gegen 21.15 Uhr zu Ende sein; dann werden die Präsidenten der Filmakademie, Senta Berger und Günter Rohrbach, die letzten Preise verteilt haben.

Bei den vergangenen Filmpreisverleihungen hatten sich Fotografen, Reporter und Stars sehr viel Zeit vor dem Auftritt gelassen. Die Veranstaltungen verschoben sich und sprengten regelmäßig den Zeitrahmen. „Diesmal beginnen wir pünktlich“, sagt Rosemarie Wintgen vom RBB. Schließlich wird das Fernsehen ab 21.40 Uhr zwei Stunden übertragen. Moderator Michael „Bully“ Herbig will eine Brücke zwischen Kunstkino und Unterhaltung schlagen, verkündete er. Zwar werde er bei seiner ersten Moderation einer Verleihungszeremonie nicht den Kaspar geben; Tanzeinlagen sind dennoch geplant.

Alexander Schäfer

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