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Wo sind wir denn hier? Niels Ruf bei der Preview des Films "Planet der Affen - Revolution" im Spreepark

© Imago

Filmpremiere in Berlin: Die Affen rasen durch den Wald

Kinopremiere im verrotteten Spreepark, das hat schon was – vor allem, wenn die Tiere die Welt übernehmen. Solche Pop-up-Events gibt es inzwischen fast täglich in Berlin.

Es ist natürlich naheliegend, die Affen in den Wald zu schicken. Und überhaupt ist hier, im Plänterwald, im Spreepark, dem einstigen DDR-Freizeitpark, ja auch alles kaputt, heruntergekommen, verrottet, seit hier 2002 Schluss mit lustig war. Die Natur hat übernommen, ganz so wie im Film „Planet der Affen – Revolution“, wo eine Epidemie die ganze Menschheit dahingerafft hat. Die ganze Menschheit? Nein...

Ein schlüssiges Konzept also, könnte man meinen, diese Pre-Preview, die Vor-Vorschau vor irgendeiner weiteren Vorschau, bevor der Film dann am 7. August auch dem nichtprivilegierten Kinogänger zu Augen kommen darf oder muss. Allerlei Berliner Prominenz von Schauspieler Daniel Brühl bis Moderator Nils Ruf hatten sich am Mittwochabend von schwarzen Kleinbussen übers halbe Gelände, zwischen den umgekippten Dinosauriern, dem vermoderten Piratenschiff und dem sich gespenstisch drehenden Riesenrad zu einer alten Lagerhalle fahren lassen – um festzustellen, dass die eigentlich gleich neben dem Parkplatz liegt, auf dem sie kurz zuvor angekommen waren.

Ein bisschen Show gehört eben zu einem solchen Pop-up-Event dazu. Exklusiv soll es sein, dem meist geladenen Besucher das Gefühl geben, hier Teil einer ganz besonderen experience zu sein.

Inzwischen ist allerdings alles irgendwie pop-up, es gibt Pop-up-Stores, Pop-up- Restaurants, Pop-up-Friseure... Wie Werbefenster im Internet sind sie plötzlich da, plopp, und genauso schnell wieder weg. „This will all be gone tomorrow“ – ist ein Slogan des Supper-Clubs Pret A Diner – der inzwischen damit wirbt, kein Pop-up-Restaurant zu sein, so überstrapaziert ist das Wort. Morgen ist das hier alles nicht mehr da! – Also schnell, ihr coolen Kids, hin da, dabei sein, hip sein.

Inzwischen gibt es sogar eine Website (www.popup-berlin.de), die diese vergänglichen Events einsammelt. In der Weinmeisterstraße 2 in Mitte wird gerade Nippes aus Stockholm verkauft, Weleda Naturkosmetik hat bis Ende September eine der mobilen Boxen im Bikini- Haus gemietet, die dem Pop-up-Konzept dauerhaften Raum geben. Und am Sonnabend lädt der Supper-Club Gluschtn und Koschtn zu Südtiroler Küche in die Glogauer Straße nach Kreuzberg.

Die meisten Veranstaltungen sind hier allerdings nicht gelistet, weil sie nur mit Clubmitgliedschaften oder persönlicher Einladung zugänglich sind – in ist, wer drin ist. Während auf der Leinwand im Plänterwald die Affen durch den Wald rasen, schlürft die Prominenz auf Klappstühlen mit übergroßen 3-D-Brillen die unverhofften Szenegetränke Berliner Weiße und Jägermeister, futtert Pop-up-Popcorn, das allerdings zum Filmbeginn weit nach 22 Uhr nur noch in der Geschmacksrichtung „Schoko“ zu haben ist. Ein Duft von Frischgebackenem mischt sich unter das vertraute Frittenfett des mobilen Curry-36-Wagens, gleich gibt’s eins auf die Kokosnuss.

Als der Film eine halbe Stunde nach Mitternacht reichlich Raum für eine weitere Fortsetzung liefert, werden die Gäste rausgespült in den matschigen Park, dürfen jetzt selbstständig zum Parkplatz. Und nun? Nix mehr mit Shuttle, vielleicht sind die Affen ja nochmal hier gewesen, ein Tipp an die Taxi-Zentrale wäre hilfreich gewesen, nun pilgern die Menschen eben allein zurück in die Zivilisation. Auf dem Fußmarsch durch den Baumbestand knackt es immer wieder im Geäst ...

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