zum Hauptinhalt
"Ich mach Berlinale": Dieter Kosslick.

© AFP

Finale bei der Berlinale: Dieter Kosslick will nicht Kulturstaatssekretär werden

Zehn Tage lang war Dieter Kosslick trotz Zahnschmerzen als großer Charmeur unterwegs. Am Montag beginnt für den Berlinale-Chef wieder die Arbeit als Manager. Einen anderen Job möchte er nicht antreten.

Ein fliegender roter Teppich wäre nicht schlecht. So was könnte Berlinale-Chef Dieter Kosslick bei der 65. Ausgabe der Filmfestspiele im nächsten Jahr gut gebrauchen. Auch die schicksten Limousinen müssen sich an Verkehrsregeln halten, und bei der hohen Premierendichte zwischen Berlinale-Palast, Kino International und Zoo-Palast kann es zeitlich schon mal eng werden. Moment mal, nächstes Jahr? War Kosslick nicht gerade noch als Kulturstaatssekretär im Gespräch? „Da würde er sich doch nicht verbessern“, sagt selbst der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der nach der Abschlussgala zum nächtlichen Bärendinner mit Jury und Gewinnern ins Spiegelzelt neben dem Martin-Gropius-Bau gekommen ist. „Außerdem brauchen wir ihn bei der Berlinale.“ Ähnlich hatten sich schon andere Kulturmenschen geäußert. Auch Dieter Kosslick selbst sagt in dieser Nacht fest: „Ich mach’ die Berlinale!“

Nach zehn Tage Berlinale erst mal durchatmen

Zehn Tage im Jahr ist der Festivalchef omnipräsent, zehn Tage im Jahr, an denen er auf keinen Fall krank sein darf. Aber es ist ihm schon früher mal passiert, dass er eine Grippe mit sich rumschleppte. Diesmal wollte ihm der Arzt am Tag vor der Eröffnung einen kranken Backenzahn ziehen. „Wissen Sie, was morgen los ist?“, fragte der Patient und entschied sich für Antibiotika. Deshalb erschien er am Anfang auch so gedämpft, jedenfalls für seine Verhältnisse.

Viel ruhiger wird es nun trotzdem nicht. Als Intendant ist Kosslick nicht nur für die Auswahl der Filme zuständig, sondern auch für die strategische Ausrichtung des Festivals, das jedes Jahr neue Rekorde feiert. Zu seinem Job gehören Gespräche mit Produzenten und viele Reisen. In New York etwa hat die Retrospektive der Berlinale eine Kooperation mit dem Museum of Modern Arts. Wenn Kosslick demnächst dorthin fliegt, hat er außerdem den silbernen Bären im Gepäck, den er Wes Anderson überreichen will – für „The Grand Budapest Hotel“.

Statt 1500 Mitarbeiter jetzt wieder 20 Berlinale-Angestellte

Zwar schrumpft das Berlinale-Team in der nächsten Zeit wieder von 1500 Mitarbeitern, die in den vergangenen anderthalb Wochen im Einsatz waren, auf 20 feste Angestellte zusammen. Aber die Vorbereitung der 65. und teils auch schon der 66. Berlinale ist bereits in vollem Gang. In seinem Büro am Potsdamer Platz wird aus dem großen Charmeur dann erst mal wieder ein effizienter Manager.

In der Nacht der Sieger genießt Kosslick freilich das Bad in der Menge noch mal in vollen Zügen. Er eilt von Tisch zu Tisch, lässt sich mit den ausgelassen feiernden chinesischen Gewinnern fotografieren und küsst jeden, der ihm die Quere kommt. So viel persönliche Zuwendung kommt an bei den Künstlern. „Es ist das am besten organisierte Festival der Welt“, schwärmt die äthiopische Produzentin, die im Panorama gewonnen hat.

Auch der Zahn tut jetzt nicht mehr weh. Am Montag will Kosslick endlich beginnen, die Zeitungen nachzulesen. Den Tipp hat ihm mal sein Kollege in Cannes gegeben. Bloß nichts lesen, während das Festival läuft. Aus seiner Sicht war diesmal sowieso alles super, „kontrovers diskutierte Filme, schönes Wetter, tolles Essen“. Über die vielen Komplimente fürs Street Food hat er sich besonders gefreut. „Das wollen andere Festivals jetzt auch nachahmen.“

Sein Missionseifer, was gesunde Gourmetkost betrifft, zeigt Erfolge. Während Wowereit im vorigen Jahr nach dem vegetarischen Bärendinner noch nach Currywurst verlangte, hat es ihm diesmal geschmeckt. Es war auch nicht vegan, also ganz ohne tierische Produkte, wie Kosslick angekündigt hatte, sondern es gab Brioche mit Wachtelei und Kartoffelschaum und Parmesanknödel von Stephan Hentschel aus dem Restaurant „Cookies Cream“. Da gefalle es den Stars, sagt Kosslick. Als er im vorigen Sommer in Los Angeles war, hat er auch die vielen neuen veganen Restaurants dort genau studiert.

Zur Startseite