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Finanzielle Schwierigkeiten: Berliner Aufbau-Verlag kämpft

Der Berliner Aufbau-Verlag kämpft ums Überleben, seitdem er am Freitag überraschend Insolvenz anmelden musste. Grund für die finanziellen Schwierigkeiten ist der Rückzug des Verlegers Bernd Lunkewitz. Jetzt hat der Insolvenzverwalter das Sagen.

Der traditionsreiche Berliner Aufbauverlag will seinen Geschäftsbetrieb aufrechterhalten. Trotz des Rückzugs von Verleger Bernd Lunkewitz sieht Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus "sehr gute Chancen für eine Sanierung". Auch die Mitarbeiter geben sich kämpferisch. Dabei betragen die aktuellen Verbindlichkeiten rund fünf Millionen Euro, der Verlag ist zahlungsunfähig und "vorraussichtlich überschuldet". Nach Angaben von Voigt-Salus zähle zunächst im Zuge des Insolvenzverfahrens jedoch vor allem das operative Geschäft.

Auch Tom Erben, einer der beiden Geschäftsführer, sieht keinen Anlass den Betrieb einzustellen; der Verlag arbeite kostendeckend, die geplanten Bücher sollen pünktlich erscheinen und die Gehälter der 60 Berliner Mitarbeiter bis Ende August gesichert sein. Auch Entlassungen werde es nicht geben. Um die Zukunft des Hauses erfolgreich zu gestalten, halten sowohl der Insolvenzverwalter als auch die Geschäftsführung nach einem Investor Ausschau. Voigt-Salus sieht das als eleganteste Lösung. Das Traditionshaus ist nach der Meinung des Insolvenzverwalters auch nach dem Rückzug von Lunkewitz weiter im Besitz aller seit 1992 erworbenen Lizenzen und Rechte. Vor 1992 erworbene Rechte könnten allerdings beim ehemaligen Verleger Lunkewitz liegen. Dazu gehören DDR-Klassiker und der Name "Aufbau".

Am Freitag hatte der Aufbau-Verlag Insolvenz angemeldet und als Grund den überraschenden Rückzug von Lunkewitz inklusiver seiner finanziellen Zusagen angegeben. Der zweite Geschäftsführer René Strien bezeichnete das Verhalten Lunkewitzs in einem in der "Süddeutschen Zeitung" veröffentlichten offenen Brief als "Verrat". Lunkewitz zieht damit seine Konsequenzen aus den jahrelangen Rechtstreitigkeiten mit der früheren Treuhandanstalt um die Eigentumsverhältnisse zum Zeitpunkt des Verkaufs des Verlages nach dem Zusammenbruch der DDR. Jetzt fordert er das Geld zurück, dass er in den Verlag gesteckt hat. (jg)

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