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Berlin: Finanzsenator möchte sich jedes zweite Theater sparen Auch CDU-Haushaltsexperte will Ausgaben überprüfen lassen

Wenn Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) nach Ostern mit den Kollegen Senatoren über den Doppelhaushalt 2004/2005 sprechen wird, dürfte in der Kulturszene das Gruseln umgehen. Denn Sarrazin hat kein Problem damit, sich Berlin mit deutlich weniger Bühnen vorzustellen.

Wenn Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) nach Ostern mit den Kollegen Senatoren über den Doppelhaushalt 2004/2005 sprechen wird, dürfte in der Kulturszene das Gruseln umgehen. Denn Sarrazin hat kein Problem damit, sich Berlin mit deutlich weniger Bühnen vorzustellen. „Wir brauchen auch in 20 Jahren noch sehr gute Schulen, sehr gute Universitäten und ein reiches kulturelles Leben. Dies können wir alles haben mit einer bundesweit üblichen Lehrerdichte, Hochschuldichte und mit der Hälfte unserer Theater und Opern“, sagte er in einem Interview mit der „Berliner Morgenpost“.

Sarrazin ist überzeugt, dass der Senat auf Dauer um die Schließung einiger Häuser nicht herumkommt. Er erinnert an den Präzedenzfall Schiller-Theater, der die große Koalition 1993 in Berlin und weit darüber hinaus in den Ruf der Kulturbanausenhaftigkeit gebracht hat, doch das stört den Finanzsenator nicht. Man müsse den Hinweis auf „die Hälfte unserer Theater und Opern“ nicht unbedingt wörtlich nehmen, sagte Sarrazins Sprecher Claus Guggenberger am Wochenende. Es sei ein Hinweis auf die Kosten, die der Berliner Kulturbetrieb im Vergleich zum Länderdurchschnitt verursache. Die Berliner Häuser seien doppelt so teuer wie sonst in Deutschland üblich. Das könne sich die Stadt nicht mehr leisten. Der Senator habe deutlich machen wollen, dass es nicht darauf ankomme, die meisten Opern und Theater zu haben. In Zukunft müsse es mehr um Qualität als um Quantität gehen.

Sarrazins Überlegungen sind nicht weit entfernt von den Vorstellungen der Haushaltsfachleute der größten Oppositionspartei. Nicolas Zimmer (CDU) fragte Anfang April in einem Beitrag für den Tagesspiegel, ob sich Berlin seine Bühnenlandschaft noch leisten könne. Zimmer will sich aber nicht allein an Prozentzahlen orientieren. Bevor man über die Anzahl der Bühnen nachdenke, mit denen Berlin auskomme, müsse man analysieren, welches Theater und welche Oper welche Leistung bringe. Kurz gesagt sei die Frage zu beantworten, wie sich Kultur verkaufe. Zimmer denkt daran, die Bewertung der Bühnen einer unabhängigen Kommission zu überlassen, der nicht allein Kultur-, sondern auch Tourismusfachleute angehören sollten. Die wüssten, womit sich werben lasse und was Berlin-Besucher interessiere.

Wenn es Fachleute sind, die den Politiker eine Liste der Grausamkeiten vorlegen, verteilen sich Ärger und Schande besser als 1993, bei der Schließung des Schiller-Theaters. Die nämlich brachte damals den ganzen Senat in Verruf. In der CDU heißt es, nochmal sei eine Theaterschließung nicht durchzusetzen. In der SPD dürfte das kaum anders sein.

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