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Berlin: Fischers Vergangenheit: "Zweifel am Wert des Amtseides" - Auch Innenminister Schönbohm legt Fischer den Rücktritt nahe

Haben Sie schon mal mit Steinen auf Polizisten geworfen?Ganz im Gegenteil.

Haben Sie schon mal mit Steinen auf Polizisten geworfen?

Ganz im Gegenteil. Ich war 1953 bei einer Veranstaltung von Kommunisten in Kassel dabei. Nicht als Revoluzzer, ich gehörte schon immer zur anderen Seite, aber mich interessierte, was die so machen. Es ging damals um die Frage, ob ein Beileidstelegramm zum Tod des Genossen Stalin nach Moskau geschickt wird, und mein Freund und ich haben dagegen protestiert. Da wurden wir verprügelt und rausgeworfen. Auf diese Weise wurde dann Einstimmigkeit hergestellt.

Das war für Ihr weiteres politisches Leben eine prägende Erfahrung?

Ich habe mir in den 60er Jahren auch viele Veranstaltungen der Friedensbewegten angeschaut; davon könnte ich einiges erzählen. Das waren selbstverständlich alles Pazifisten, denen wir dann wegen gewaltsamer Störungen auf Demonstrationen entgegen wirken mussten. Friedlich, aber wirksam.

Was sagen Sie dazu, dass sich Außenminister Joschka Fischer in einem Interview als Steinewerfer geoutet hat?

Dass Fischer eine solche Vergangenheit hat, ist ja öffentlich bekannt. Ich möchte trotzdem wissen, wie er sich jetzt als Außenminister fühlt gegenüber den Polizeibeamten, die ihn und seine Gäste schützen. Wer so aktiv und gewalttätig gegen den demokratischen Staat vorging, jetzt aber sagt: Ich diene diesem Staat, muss sich überlegen, ob das wirklich aufrichtig ist. Bei ehemaligen Mitgliedern der NSDAP hat man damals gefragt, ob sie ein öffenliches Amt bekleiden dürfen. Bei ehemaligen Mitgliedern der SED hat man das auch gefragt. Vor diesem Hintergrund sollte der Außenminister viel selbstkritischer mit seiner persönlichen Vergangenheit umgehen.

Welche Konsequenzen sollte Fischer aus einer solchen Selbstkritik ziehen?

Wie man mit einer solchen Haltung Außenminister der Bundesrepublik Deutschland sein kann, vermag ich nicht nachzuvollziehen. Wer früher den Sturz unserer Verfassungsordnung aktiv betrieben hat, nährt doch wohl Zweifel an dem Wert seines Amtseides.

Sollte sich Fischer denn bei der Polizei entschuldigen?

Das hätte doch wohl schon längst passiert sein müssen. Der Außenminister weiß wohl schon seit über 25 Jahren, dass er Schuld auf sich geladen hat. Oder? Die Grünen sind nun mal von einem starken Sendungsbewusstsein getrieben und erklären uns die Welt von einer vermeintlich moralisch erhöhten Position. Nun sehen wir aber, wo Fischer wirklich steht. Eine Entschuldigung wäre jetzt nicht mehr glaubwürdig, sondern nur noch ritenhaft.

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