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Berlin: Flicks Zwangsarbeiter

Ausstellung zeigt, wie es in Berliner Firmen zuging

Der Rüstungskonzern der Familie Flick gehörte zu den ersten deutschen Unternehmen, die während der NaziHerrschaft Zwangsarbeiter beschäftigten. Historiker schätzen, dass bis zu 60000 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter in den Betrieben Friedrich Flicks gearbeitet haben. Deshalb gebe der „unbekümmerte Umgang“ mit der Kunstsammlung von Friedrich Christian Flick Anlass zur Sorge, sagte Andrea Theissen vom Arbeitskreis Berliner Regionalmuseen gestern. Der Enkel des Rüstungsindustriellen und Kriegsverbrechers Friedrich Flick zeigt ab kommendem Mittwoch im Hamburger Bahnhof seine „Flick-Collection“. Ein historisch-aufklärendes Begleitprogramm fehlt bislang.

Dafür zeigt das Prenzlauer Berg Museum ab Sonntag eine Ausstellung, die das Thema Zwangsarbeit in Berliner und Brandenburger Unternehmen des Flick-Konzerns beleuchtet. Sie ist als Ergänzung zur zwei Jahre alten Wanderausstellung „Zwangsarbeit in Berlin 1938-1945“ konzipiert – und als Kommentar zur Diskussion um die Flick- Sammlung. Gegen die Flick-Collection richte sie sich aber nicht, sagte Kultursenator Thomas Flierl (PDS) gestern Abend zur Eröffnung. Die Flick-Collection gehöre nach Berlin, so Flierl. Er wies darauf hin, dass eine umfangreiche Ausstellung zum Thema Zwangsarbeiter bisher fehle.

Die Ausstellung im Prenzlauer Berg Museum gibt einen guten Einblick, unter welchen Verhältnissen die Zwangsarbeiter in Flicks der Spandauer Stahlindustrie GmbH, in den Stahl- und Walzwerken in Brandenburg/Havel und in Hennigsdorf arbeiteten. Die Spandauer Belegschaft bestand 1944 teilweise zu 80 Prozent aus Zwangsarbeitern. Die Geschichte des Flick-Konzerns sei noch lange nicht aufgearbeitet, sagte Thomas Irmer, der die Ausstellung mit Helmut Bräutigam erarbeitet hat. chr

„Das Beispiel Flick“, Prenzlauer Berg Museum, Prenzlauer Allee 227. Bis 4. November, di bis do 12– 18 Uhr, so 10 – 18 Uhr.

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