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Der Missbrauchsskandal hat nun auch die Armee erreicht.

© picture alliance / dpa

Fliegerhorst in Berlin-Gatow: Britischer Luftwaffenoffizier missbrauchte in Berlin Jungen

Der britische Missbrauchsskandal weitet sich nun auch auf die Armee aus. Auf einem Berliner Fliegerhorst hat ein Offizier in den 1980er Jahren Jungen missbraucht. Die Armee untersucht weitere Fälle.

Ein ehemals in Berlin stationierter Offizier der britischen Luftwaffe ist wegen des sexuellen Missbrauchs von Jungen in 23 Fällen schuldig gesprochen worden. Der heute 63-Jährige hatte zugegeben, sich in seiner Zeit auf dem Fliegerhorst in Berlin-Gatow in den 1980er Jahren an neun Jungen vergangen zu haben.

Die Kinder waren allesamt die Söhne von Armeeangehörigen, wie die BBC am Donnerstag berichtete. Ein Militärgericht befand den Mann am Donnerstag für schuldig, verhängte aber noch kein Strafmaß. Dieses soll am 10. November verkündet werden. Anfang 2013 war bekanntgeworden, dass die britische Luftwaffe wegen Missbrauchs in Gatow ermittelt. Es wurde auch geprüft, ob es allein Angehörige der Alliierten betraf oder ob möglicherweise auch Berliner.

Mit dem Fall in Berlin hat der Missbrauchsskandal in Großbritannien nun auch die Armee erreicht. Zuvor waren im Zuge der Affäre um den früheren BBC-Moderator Jimmy Savile Hunderte Missbrauchsfälle in vielen Teilen der britischen Gesellschaft bekanntgeworden. Immer mehr Opfer melden sich bei der Polizei. Eine groß angelegte Untersuchungskommission soll die Wahrheit über die oft Jahrzehnte zurückliegenden Straftaten ans Licht bringen.

Premierminister David Cameron hatte erklärt: „Kein Stein soll auf dem anderen bleiben.“ Aus dem britischen Parlament waren bereits am Donnerstag Stimmen laut geworden, denen zufolge nun auch die britischen Streitkräfte in diese Untersuchungen einbezogen werden sollen. Die Royal Air Force bestätigte, dass innerhalb der Armee bereits weitere Verdachtsfälle untersucht werden.

Gatow war wichtiger Stützpunkt für Nato-Verbündete

Während des Kalten Krieges zu Mauerzeiten war Berlin-Gatow ein wichtiger Stützpunkt für die Nato-Verbündeten der Bundesrepublik. Insgesamt waren zur Zeit der Alliierten im Westteil Berlins rund 12.200 Soldaten stationiert, die größte Gruppe bildeten die Amerikaner mit rund 6000 Soldaten, dann folgten die Briten mit 3600 sowie die Franzosen mit 2600 Angehörigen der Streitkräfte. Die Briten gaben ihren Stützpunkt 1994 auf, die Soldaten zogen ab. Mittlerweile befindet sich auf dem Gelände das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr.

Die Briten übten zu Zeiten der Alliierten beispielsweise auch in der „Ruhleben Fighting City“ am Olympiastadion – in einer Attrappenstadt zur Ausbildung für den Häuser- und Straßenkampf. Nach dem Abzug der westlichen Alliierten und der GUS-Streitkräfte 1994 warteten in Berlin insgesamt 14 Kasernen, drei Flugplätze, rund 40 Sportanlagen, 5800 Wohnungen und zahlreiche Kitas, Schulen und Krankenhäuser auf neue Nutzer.

Heute sind laut Nachrichtenagentur AFP noch etwa 1.000 britische Soldaten der Armee, der Navy und der Luftwaffe in Deutschland stationiert. Sie sollen bis 2020 abziehen.

(dpa/Tsp)

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