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Berlin: Flierl lässt sich Zeit mit dem Gedenken am Checkpoint Ausstellungspläne des Kultursenators verzögern sich Weiter Streit um Mauer am Nordbahnhof

Wäre es gekommen, wie Kultursenator Thomas Flierl (PDS) vor einem Monat forsch ankündigte, dann gäbe es am Checkpoint Charlie seit zwei Wochen eine Dokumentation der DDR-Geschichte zu sehen: Auf einem von zwei eingekleideten Bauzäunen wäre die Vergangenheit des ehemaligen Grenzübergangs dokumentiert. Auf dem anderen würden jene Berliner Gedenkstätten vorgestellt, die sich mit der Aufarbeitung des SED-Regimes befassen.

Wäre es gekommen, wie Kultursenator Thomas Flierl (PDS) vor einem Monat forsch ankündigte, dann gäbe es am Checkpoint Charlie seit zwei Wochen eine Dokumentation der DDR-Geschichte zu sehen: Auf einem von zwei eingekleideten Bauzäunen wäre die Vergangenheit des ehemaligen Grenzübergangs dokumentiert. Auf dem anderen würden jene Berliner Gedenkstätten vorgestellt, die sich mit der Aufarbeitung des SED-Regimes befassen. Tatsächlich aber hat sich nichts getan: Die beiden Grundstücke, auf denen bis vor kurzem über tausend Mauerkreuze standen, liegen brach. Der Bezirk Mitte hat die beantragte Baugenehmigung bisher nicht erteilt. Es wird noch dauern, bis sich etwas tut am Checkpoint. Flierls Gedenkstättenstättenreferent Rainer Klemke spricht inzwischen von einem Termin „um den 26. Oktober“. Und: „Selbst wenn morgen die Genehmigung käme, würde es etwa vier Wochen dauern, bis die Dokumentation fertig wäre.“

Die Bauzäune sind das eine. Das andere sind zwei geplante Würfel, die die Grundstückseigentümerin, die Bankaktiengesellschaft (BAG) Hamm, auf den Grundstücken übergangsweise aufstellen will: 20 Meter hoch, 20 Meter breit, 20 Meter tief – entsprechend den Ausmaßen jener Gebäude, die am Checkpoint entstehen sollen und in denen Flierl im Jahr 2011 gerne ein „Museum des Kalten Krieges“ sähe. Bis dahin sollen die Würfel, die Flierl als „Freiluft-Austellung“ bezeichnet, historische Fotos zeigen – und Werbung. Es gibt Streit deswegen, die Kritik reicht von „ziemlich geschmacklos“ (Alice Ströver, Grüne) bis zu „an Peinlichkeit nicht zu überbieten“ (CDU-Generalsekretär Frank Henkel).

Bis „spätestens bis Ende Oktober“ sollen die Würfel stehen, hatte Flierl angekündigt. Nun aber heißt es aus mehreren Quellen, die Bank sei nach den öffentlichen Reaktionen unsicher, ob sie nicht einen erheblichen Imageschaden riskiert, und denke über Alternativen nach. Eine Sprecherin sagte, die Bank wolle die Gerüchte nicht kommentieren.

Für Flierl heißt das: Er gerät unter Zeitdruck, sollen seine Ankündigungen nicht zur Farce werden. Sein Gedenkstätten-Experte bemüht sich derweil, die Angelegenheit herunterzuspielen. Klemke sagt: „Um die laufenden Kosten für die Grundstücke so gering wie möglich zu halten, hat die Eigentümerin selbst ein Interesse daran, möglichst bald die Würfel aufzustellen – samt Werbung.“

Bliebe dennoch eine zweite Baustelle, auf der es ebenfalls um das Mauergedenken in der Stadt geht: der Nordbahnhof. Auch dort gehen die Dinge nicht voran, wie Flierl es gerne sähe. Noch immer ist nicht entschieden, was mit den Resten der Hinterlandmauer passiert. Flierl will sie retten, um sie an die nahe gelegene Gedenkstätte an der Bernauer Straße anzubinden. Der Bezirk Mitte dagegen beharrt darauf, einen Teil der denkmalgeschützten Mauer einzureißen, um einen lange geplanten Sportplatz bauen zu können. In den kommenden Tagen sollen zwei Ausschüsse und schließlich die Bezirksverordnetenversammlung endgültig darüber entscheiden. „An unseren Plänen hat sich nichts geändert“, sagte Mittes Baustadträtin Dorothee Dubrau (Grüne) am Donnerstag. „Einen Abriss wird es nicht geben“, sagt dagegen Flierls Sprecher Torsten Wöhlert: Das sieht Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) ebenso. „Wir haben deshalb das Verfahren an uns gezogen“, sagt ihre Sprecherin Manuela Damianakis. „Und daran wird sich nichts ändern.“ Am Ende wird sich der Senat wohl durchsetzen. Die Frage ist nur, wann.

Marc Neller

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