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Berlin: Flierl schießt auf Buddys

„Kreis der Völkerverständigung“ oder Kitsch am falschen Ort? Streit um die Bären aus Berlin

Der Kultursenator legt sich mit dem Berliner Wappentier an. Thomas Flierl (Linkspartei/PDS) möchte nicht, dass, wie geplant und genehmigt, am 15. Juni der bunte Kreis der 140 Buddy-Bären auf dem Bebelplatz steht und dort bis 31. Juli „friedliches Miteinander, Toleranz und Völkerverständigung“ demonstriert, wie die Bären-„Eltern“ Eva und Klaus Herlitz sagen. Bekanntlich steht jeder der von Künstlern aus aller Welt bemalten Teddys für ein Land, die Figuren waren bei ihrer Berliner Premiere am Pariser Platz eine Touristenattraktion, bei ihrem Gastspiel im März in Sydney ließ Außenminister Frank-Walter Steinmeier verlauten, die Bären symbolisierten „den universellen Wunsch nach einem friedlichen Miteinander der Menschen und ihrer Kulturen, nach Verständnis, Toleranz, Freundschaft und Völkerverständigung.“ Gleichzeitig seien die Buddys Botschafter Berlins und eines weltoffenen Deutschlands.

Dagegen kann derKultursenator eigentlich nichts haben. Ihn stört der Ort der geplanten Bären-Versammlung, also der Bebelplatz mit seinem unterirdischen Denkmal für die Bücherverbrennung. Flierl: „Wenn das Denkmal mit einer Freudengruppe von zu Maskottchen heruntergekommenen Werbefiguren umstellt wird, weckt das doch sehr merkwürdige Assoziationen“. Als der Bebelplatz letzten Winter zu einer fröhlichen, von Werbebanden umstellten Eislaufarena heruntergekommen war, hörte man indes keinen Laut aus dem Büro des Senators.

Den Bären bescheinigt Flierl zwar, über einen gewissen Zeitraum Berlin erfolgreich repräsentiert zu haben, doch nun ist Schluss mit lustig, die bunten Plastikpetze seien „ästhetisch und moralisch verschlissen“, eine Kitschversion des Wappentiers sei „auf Dauer zu banal, um der gelebten Vielfalt unserer Stadt gerecht zu werden“.

Dem ästhetischen Kunstfreund, der mit Worten auf gutmütige Teddys schießt, passt die ganze Bären-Richtung nicht. Vielleicht fehlt ihm auch der Sinn für Spaß und gute Laune, für jene Fröhlichkeit, die die Bären verbreiten, wenn sie da einträchtig im Kreis stehen und von den Touristen betrachtet und tausendfach fotografiert werden.

Klaus Herlitz glaubt, dass der Kultursenator relativ allein mit seiner Meinung steht. Er zitiert aus einem Brief der Senatskanzlei, die die Aktion für eine gute Bereicherung der Berliner Aktivitäten im Rahmen der Begleitung der Fifa-Fußballweltmeisterschaft hält. Und die Jüdische Gemeinde begrüßt das Projekt, durch das übrigens bereits über eine Million Euro Spenden für Unicef ersteigert und gesammelt wurden, und schreibt, dass das Mahnmal auf dem Bebelplatz somit eine zusätzliche Aufmerksamkeit erhält: „So ergänzen sich die Intentionen dieses Denkmals und die Botschaft der Buddy-Bären zu mehr Toleranz und Völkerverständigung in idealer Weise.“ Lo.

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