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Berlin: Flierls Gedenkplan ist beschlossen

Mit dem Bund „in guten Gesprächen“ über Geld

Die Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße soll zum Zentrum des Mauergedenkens ausgebaut werden. Das sieht das „Gesamtkonzept Berliner Mauer“vor, das der Senat gestern beschlossen hat. An der Bernauer Straße soll neben dem Mahnmal in einem erweiterten Bereich die Ausdehnung des früheren Todesstreifens sichtbar werden. In einem Info-Pavillon und in Freiluftausstellungen sollen die Lebens- und Todesgeschichten von Flüchtlingen dargestellt werden, die an der Mauer starben. Das schafft laut Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei/PDS) den von vielen geforderten emotionalen Zugang zum Mauergedenken, den das künstlerisch gestaltete Mahnmal nicht biete.

Die zweite wichtige Neuerung besteht im Ausbau des U-Bahnhofs Brandenburger Tor zu einem Informationsort über das Mauergedenken. Berlinbesucher und Bürger sollen sich hier über die verschiedenen Gedenkorte informieren können. Zum Konzept gehört auch die Ausweisung des Berliner Mauerwegs und die Vernetzung aller Gedenkorte in einem Führungs- und Informationssystem. Flierl will, dass das umfangreiche Konzept bis zum 50. Jahrestag der Errichtung der Mauer, am 13. August 2011, verwirklicht ist. Er beziffert die Kosten auf 37,4 Millionen Euro. Ein großer Teil des Geldes ist für den Rückkauf der Grundstücke zur Erweiterung der Gedenkstätte nötig. Man befinde sich darüber mit dem Bund, der die Kosten zur Hälfte übernehmen soll, in „guten Gesprächen“, sagte Flierl.

Mit Blick auf die Enstehungsgeschichte des Konzepts aus verschärften Debatten im Sommer 2004 über den öffentlichen Umgang mit der Mauer und ihren Opfern sagte Flierl, er habe die Arbeit als „Herausforderung“ verstanden. Der rot-rote Senat habe durchaus unter einem gewissen Druck gestanden, weil es zunächst keine Vorschläge für ein Mauergedenken gab. „Ich habe es dann zu meiner Sache gemacht“, sagte Flierl, obwohl die Gestaltung des öffentlichen Raums – und darum ging es, etwa am Checkpoint Charlie – auch eine Aufgabe für die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hätte sein können. Als Mitglied der Linkspartei, die einen besonderen Beitrag zur Versöhnung der beiden Stadthälften leisten wolle, habe er sich „besonders ernsthaft“ mit der Aufgabe befasst.

Sogar bei Teilen der Opposition kommt das schon mehrfach vorgestellte Konzept gut an. Kulturpolitiker von FDP und Grünen begrüßten die Planungen. Der CDU-Kulturpolitiker Uwe Lehmann- Brauns kritisierte Flierls Vorhaben als „in weiten Teilen unbrauchbar“, weil es wichtige Orte des SED-Unterdrückungsapparates nicht einbezöge. Daran erinnert auch die FDP-Abgeordnete Sibylle Meister: Es sei ein Mauerkonzept, keines für den Umgang mit der SED-Diktatur. Der Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, kritisierte, es werde auch weiterhin keinen Ort im Zentrum geben, der „die Schrecken des DDR-Grenzregimes“ vermittle. Knabe regte an, dass der Bund eigene Gedenkvorstellungen entwickeln solle. wvb.

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