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Flüchtlinge am Brandenburger Tor: Was Betroffene und Touristen über den Hungerstreik denken

Flüchtlinge im Hungerstreik belagern den Pariser Platz. Was denken Menschen darüber, die auf die Flüchtlinge treffen? Eine Umfrage.

„Seit zehn Tagen habe ich nichts mehr gegessen, seit Montag nichts mehr getrunken. Ich fühle mich schwach. Gestern und vorgestern musste ich ins Krankenhaus. Sie gaben mir eine Infusion. Danach bin ich wieder zum Pariser Platz gefahren. Wir bleiben hier, bis die Regierung auf unsere Forderungen eingeht. Jetzt hängt es an der Politik.“

Tadele Brook Biru, 25, ist vor 14 Monaten aus Äthiopien nach Deutschland gekommen.

„Ich musste aus Äthiopien flüchten, weil ich in einer Oppositionspartei war. Seit zwei Jahren bin ich in Deutschland, warte auf Entscheidung über meinen Asylantrag. Bis es so weit ist, hungere ich hier. Ich sehne mich nach ein Wasser und meinem Lieblingsessen Injera Doro Wot – Fladenbrot mit einer Soße aus Huhn, Paprika und Zwiebeln.“

Tigist Belay Demissie, 25, teilt sich ihre Isomatte mit zwei anderen Flüchtlingen.

„Wir sind hier gerade vorbeigekommen und fragten uns, was los ist. Wir verstehen die Wut der Flüchtlinge, finden aber, dass sie überreagieren. Sie bringen ihre Gesundheit in Gefahr, am Ende stirbt noch jemand. Wir finden, dass den Leuten erlaubt werden sollte, in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Es ist doch genug Platz für alle da.“

Sofi Andersen, 19, und ihr Freund Benjamin Graugaard, 18, aus Kopenhagen sind für 5 Tage in Berlin.

„Ich bin Künstler, habe auch auf der Straße gelebt. Ich kenne die Situation der Flüchtlinge. Der Hungerstreik ist ein kleines Problem, dahinter steht ein größeres: Es können nicht Millionen Menschen nach Europa kommen, die Heimatländer müssen ihre Probleme lösen. Für mich liegt der Kern im Gefälle zwischen armen und reichen Ländern.“

Francesco Simino, 42, ist wegen der Arbeit aus Salerno in Italien nach Berlin gekommen.

„Seit sechs Jahren stehe ich jeden Tag auf dem Pariser Platz – irgendwer protestiert hier immer. Deshalb ist mir der Hungerstreik egal, auch wenn ich die Leute verstehe. Die Probleme der Flüchtlinge sind überall in Europa dieselben, das ist einfach schlecht und muss sich ändern. Eine bessere Lösung fällt mir aber auch nicht ein.“

Im Bärenkostüm steckt Petar, 27, aus der Slowakei. Seinen Nachnamen wollte er nicht sagen.

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