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Stempel drauf, peng. Doch die deutsche Bürokratie ist langsam und teuer.

© dpa

Flüchtlinge in Berlin: Erst vier Pensionäre zurück im Dienst: Ruhegehalt wird aufgestockt

Mehr als 80 pensionierte Beamte meldeten sich auf einen Hilferuf der Innenbehörde. Doch nur vier arbeiten auch wieder. Das Problem: Geld.

Von Fatina Keilani

Über 80 pensionierte Beamte haben sich gemeldet, um bei der Bewältigung der Flüchtlingswelle mitzuhelfen, doch erst vier von ihnen sind wirklich wieder aktiv im Dienst. Warum das so lange dauert? Es geht mal wieder ums Geld. Ein Beamter im Land Berlin erhält nach Ende seiner Dienstzeit 71 Prozent seiner Bezüge als Ruhegehalt. Wird er reaktiviert, muss er sich die Pension auf den neuen Verdienst anrechnen lassen. „Wer also jetzt wieder zu einer 40-Stunden-Woche antritt, bekommt nur 29 Prozent seines Gehalts ausgezahlt“, rechnete Sozialstaatssekretär Dirk Gerstle dem Tagesspiegel am Sonntag vor. „Fürs Nichtstun bekommt er 71 Prozent. Das war so konkret nicht allen bekannt und macht es vergleichsweise unattraktiv, zurückzukehren.“ Zumal den Rückkehrer eine Strapaze erwartet.

Grüne werfen Czaja Bremsertum vor

Jetzt werde nach sinnvollen Lösungen gesucht. Diskutiert wurde, ob man unter den Zuverdienstgrenzen bleiben kann, um eine Anrechnung zu umgehen, oder ob ein Modell ähnlich den Altersteilzeitregelungen in Betracht kommt. So könnte etwa, wenn jemand für zwei Jahre in den Dienst zurückkehrt, im ersten Jahr mehr gearbeitet werden bei geringerer Bezahlung und im zweiten Jahr andersherum.

Die grüne Rechtspolitikerin Canan Bayram glaubt nicht, dass das der einzige Grund ist, warum alles so lange dauert. „Dieter Glietsch zu aktivieren, ging ganz schnell“, sagte Bayram. „Das hat ja auch der Regierende gemacht. Wenn man will und es auch kann, geht es also.“ Bayram ist der Meinung, dass Sozialsenator Mario Czaja (CDU) zu zurückhaltend agiert und die falschen Prioritäten setzt.

Für den strapaziösen Job gibt es eine Zulage

„Glietsch bekommt auch seine Pension voll gegengerechnet“, erwidert Gerstle. „Er macht den Job, weil er es möchte.“ Es seien, so Gerstle, zunächst auch gar nicht genug Büros frei gewesen, um die zurückgekehrten Pensionäre unterzubringen, da der erste Bedarf durch aktive Beamte gedeckt wurde, die abgeordnet und umgesetzt worden seien. Jetzt, nach dem Umzug von Teilen des Lageso in die Bundesallee, sei wieder Platz da, um die Neuen einzuarbeiten. Für die Freiwilligen, die sich haben umsetzen lassen, gebe es eine Zulage. Schließlich hätten sie sich von einem wahrscheinlich weniger aufreibenden Job auf einen Wechsel eingelassen, der bedeute, keinen Acht-Stunden-Tag mehr zu haben. Auch die regulären Lageso-Mitarbeiter bekommen die Zulage. Sie wird rückwirkend ab September gezahlt. Hinsichtlich der Pensionäre gibt es laut Gerstle nur einen schnellen Weg: „Wer es ehrenamtlich macht, kann direkt anfangen.“

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