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Noch ist es das alte Bürogebäude der Landesbank Berlin an der Bundesallee 171 in Wilmersdorf - ab 15. Oktober 2015 wird es als zentrale Registrierungsstelle die erste Instanz für Flüchtlinge in Berlin.

© Kai-Uwe Heinrich

Flüchtlinge in Berlin: Völkerwanderung – von einer Behörde zur anderen

Bald werden Flüchtlinge nur noch in der alten Landesbank in Wilmersdorf registriert. Anstellen muss man sich dafür aber am Lageso in Moabit. Geht das gut?

Die Senatssozialverwaltung erhofft sich eine deutliche Entspannung der chaotischen Zustände bei der behördlichen Aufnahme der zahlreichen Flüchtlinge in Berlin, wenn die neue zentrale Erstregistrierungsstelle im alten Landesbankgebäude an der Bundesallee 171 in Wilmersdorf am 15. Oktober öffnet. Die Ehrenamtsinitiative „Moabit hilft“, die an der bisherigen Erstaufnahmestelle im Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) an der Turmstraße 21 in Moabit alles maßgeblich mit organisiert, rechnet hingegen angesichts der künftigen Zweiteilung der Zuständigkeiten mit einer „Völkerwanderung“ zwischen beiden Orten.

„Wir befürchten ein noch größeres Chaos, weil die Flüchtlinge künftig alles dransetzen werden, mit Bahn und Bus in aller Frühe an die Bundesallee zu kommen, um dort bei der Registrierung die ersten zu sein“, sagte Peter Puchalla von der etablierten Helfercommunity mit insgesamt bis zu 100 Ehrenamtlichen.

In Zelten auf Shuttlebusse warten

Das wäre aber fatal, weil es in der mit viel Aufwand umgebauten alten Landesbank zwar innen Wartebereiche gibt, aber draußen nur einen breiten Bürgersteig sowie eine stark befahrene Straße – aber kein Innenhof-Warteareal wie am Lageso; ein Park ist etwas weiter weg. Zudem werde es eine Herausforderung, den Ankommenden auf Farsi, Arabisch, in kurdischen Dialekten und vielen anderen Sprachen die veränderte Aufnahmepraxis zu erklären. Und das geht dann so: Wer in Berlin auf eigene Faust oder im Schlepperfahrzeug ankommt, wird ab Donnerstag nur noch in der Bundesallee registriert – soll aber trotzdem auf keinen Fall in die Bundesallee fahren, sondern weiterhin zur Turmstraße zum Lageso kommen. Dort soll er sich bitte in eines der beiden Wartezelte auf dem Gelände stellen. Ja, genau die Zelte, die da schon sechs Wochen stehen, aber bislang aus Sicherheitsgründen und wegen Fluchtwegeprüfung nicht betreten werden durften: Ab 15. Oktober darf man hinein.

Nach der Registrierung zurück zum Lageso

Von dort soll jeden Tag eine gewisse Anzahl von Flüchtlingen mit Shuttlebussen – und zwar nur so viele, wie die Mitarbeiter in der Bundesallee auch abarbeiten können – zur Landesbank gefahren werden. Alle anderen - am Tag kommen bis zu 4000 Flüchtlinge - sollen weiter auf dem Lageso-Gelände in der Turmstraße warten: auf den Shuttle an einem späteren Tag. Wer in der Bundesallee registriert wurde, der muss wiederum zurück ins Lageso und sich dort in der Schlange vor der Leistungsabteilung anstellen. Da gibt es den Berlin Pass, den grünen Krankenschein und weitere Formulare.

Viele Leistungen unter einem Dach

Dafür soll aber auch die alte Landesbank viele neue Angebote für Flüchtlinge unter einem Dach vereinen, auch von der Ausländerbehörde, vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Somit erhofft sich der Senat eigentlich eine Erleichterung für die Ankommenden, für die Mitarbeiter der Behörden, die auch alles geben, und für die Ehrenamtlichen, die auch Spenden verteilen..

"Das wird ein Quantensprung"

Der Sprecher des Berliner DRK, dem Betreiber der Flüchtlingunterkunft Karlshorst, Rüdiger Kunz, sagte dem Tagesspiegel, das Verfahren sei auch aus Flüchtlingssicht nicht leicht zu verstehen. Daher rechne er damit, dass erst mal weiter alle in die bekannte Turmstraße pilgern. Aber auch Kunz geht davon aus, dass, wenn die neue Information in den sozialen Netzwerken mitgeteilt wurde, Flüchtlinge teils eigenständig zur Landesbank fahren.

Die Sprecherin von Sozialsenator Mario Czaja (CDU), Regina Kneiding, sagte am Sonnabend auf Anfrage, „das Wartesteuermanagement ist eine Herausforderung“. Wenn sich „erst mal alles eingespielt habe, wird es einen Quantensprung und eine deutliche Qualitätsverbesserung geben“.

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