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Matratzen statt Matten. In der Korber-Halle leben Flüchtlinge.

© Kay Nietfeld/dpa

Flüchtlingsheim Korber-Sport-Zentrum in Berlin: Bis jetzt schon 4,3 Millionen Euro Schäden

Die Schäden im Flüchtlingsheim Horst-Korber-Zentrum vervielfachen sich auf 4,3 Millionen Euro. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

1000 Flüchtlinge haben Platz in der Rudolf-Harbig- und der Horst-Korber-Halle in Charlottenburg, hunderte Menschen leben und lebten in den Sportanlagen, und die Schäden, die dadurch entstehen, sind viel höher, als öffentlich bisher bekannt war. Die genaue Summe gibt es jetzt schriftlich: 4 262 699 Millionen Euro, Stand Anfang März. Die Zahl hat jenes Architekturbüro genannt, das im Auftrag des Landessportbundes (LSB) die Hallen auf den Sanierungsbedarf prüfte. In einer Liste, die dem Tagesspiegel vorliegt, sind die Schäden konkret notiert. LSB-Präsident Klaus Böger hatte vor Kurzem noch von Schäden „deutlich über einer Million Euro“ gesprochen.

4,26 Millionen sind nur eine Zwischensumme. Der Architekt habe dem LSB, laut Unterlagen, mitgeteilt, dass die eigentliche Schadenshöhe wahrscheinlich noch höher liegen werde. Den exakten Sanierungsbedarf könne man erst nach Auszug der Flüchtlinge begutachten. Der LSB ist normalerweise Betreiber der Hallen, die Horst-Korber-Zentrum genannt werden und in denen meist Spitzenathleten trainieren.

Kleiner Auszug aus der Sanierungsliste. Harbig-Halle: „Bodenbelagsarbeiten, Hallenfußboden 360 000 Euro“, „Maler- und Lackierarbeiten mit Außenfassade 140 000 Euro“, „Fliesen- und Plattenarbeiten, Wand- und Bodenfliesen 115 000 Euro“. Korber-Halle: „Hallenfußboden 460 000 Euro“, „Maler- und Lackierarbeiten mit Außenfassade 195 000 Euro“, „Tischlerarbeiten, Holzverkleidung Halle, neue Innentüren 180 000 Euro“. Die gesamten Schäden muss die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales bezahlen. Sie ist für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig.

Wie viele Flüchtlinge leben in den Hallen?

LSB-Direktor Heiner Brandi nannte auf Anfrage die Schadensliste „ein bisschen erschütternd“. Jetzt sei die Senats-Sozialverwaltung „in der Pflicht, schnellstens die Rückgaben der Hallen zu garantieren“. LSB-Chef Klaus Böger hatte in einem Brief an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller erklärt, „dass die langfristige Zweckentfremdung dieses Hightech-Zentrums auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht zu rechtfertigen ist“. Die monatlichen Betriebskosten belaufen sich auf rund 150 000 Euro im Monat.

Aber wie viele Flüchtlinge leben eigentlich in den Hallen? Darüber gibt’s heftige Diskussionen. Der LSB ist der Meinung, die Hallen seien bei Weitem nicht vollständig belegt. „Ende Januar, Anfang Februar waren es nicht mehr als 200“, sagte Brandi. „In den letzten Tagen ist die Zahl wieder etwas gestiegen, aber die Hallen sind auf keinen Fall voll belegt.“ Der LSB habe die Betten mit Bettzeug sowie jene Betten zählen lassen, die kein Bettzeug hätten oder an der Wand stünden. Ergebnis: Viele Plätze seien nicht belegt.

Sozialsenator Mario Czaja (CDU) hatte von 1000 Flüchtlingen gesprochen, von denen viele tagsüber aber nicht zu sehen seien. Allerdings ist eine vollständige Belegung aus Sicht der Gesundheits-Verwaltung gar nicht nötig. Sie will die Hallen als Reserve bereithalten, wenn in kurzer Zeit sehr viele Flüchtlinge kommen und untergebracht werden müssen.

Räumung ist für Sommer geplant

Geplant ist, die Hallen am 9. August zu räumen. Doch selbst dann werden sie nach Brandis Einschätzung „möglicherweise neun Monate“ wegen Ausschreibungen und Bauarbeiten nicht zur Verfügung stehen. LSB-Chef Böger hatte angeregt, die Ausschreibung frühzeitig vorzubereiten, um keine Zeit zu verlieren. Eine Pressesprecherin der Senats-Gesundheitsverwaltung teilte dazu mit: „Derzeit sind die Böden durch Bodenplatten geschützt. Erst wenn die Halle frei ist, lässt sich ein möglicher Schaden abschätzen. Vorsorglich Sanierungsarbeiten auszuschreiben, ist nicht zweckmäßig.“

Brandi hofft, „dass die Gelder für die Sanierung nicht aus dem Sportstättensanierungsetat genommen werden“. Berlin habe einen Sanierungsstau bei Sportstätten von 170 Millionen Euro. „Wir sind zufrieden, dass in den Haushaltsberatungen beschlossen wurde, den Sanierungsetat erheblich aufzustocken.“ 2016 stehen für diese Sanierung 13,5 Millionen Euro zur Verfügung, im nächsten Jahr 18 Millionen Euro.

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