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Ein Teddy zum Knutschen. Willkommensgeschenk für Flüchtlinge.

© Kitty Kleist-Heinrich

Flüchtlingsheime in Berlin: Diese Knallerei ist ungefährlich

Damit Traumatisierte beim Silvesterlärm keinen Schock bekommen, werden sie in Gesprächen auf die Feiern vorbereitet. Wichtig ist aber vor allem eine entspannte Atmosphäre.

Berlin - Ruhe, das ist das Wichtigste. Peter Hermanns ließ die Menschen erst mal in Ruhe, sie hatten ohnehin genug zu tun. Zimmer beziehen, Kleider auspacken, Küche besichtigen, die Duschen, die Toiletten. Peter Hermanns, der Heimleiter des Containerdorfs in Köpenick, seit Sonnabend neue Heimat für Flüchtlinge aus aller Welt, suchte erst am Sonntag das erste Gespräch. Mit jenen 30 Personen, die gerade hier eingezogen sind.

Ein Gespräch – das soll auch Vorbereitung sein auf Silvester, auf Knallerei, auf Lärm, auf Geräusche, die zumindest jene Flüchtlinge, vor allem minderjährige, aufschrecken, die traumatisiert aus Bürgerkriegsgegenden kommen. „Wir bereiten die Eltern vor, damit die auch ihre Kinder informieren“, sagt Hermanns. Solche Gespräche sind im Allende-Viertel 2 besonders nötig, das hat er von Kollegen erfahren. „Die sagten mir, dass es hier an Silvester richtig knallt, also wirklich laut.“

Andere negative Vorkommnisse erwartet er nicht. Es gibt genügend Nachbarn, die das Dorf ablehnen, aber Hermanns ist da ziemlich gelassen. „Wir haben Wachschutz, die Polizei ist auch da, ich habe keine Bedenken.“ Also kann er sich ganz auf eine möglichst entspannte Atmosphäre konzentrieren. Er wird selber in der Silvesternacht vor Ort sein, zusammen mit Kollegen, „wir lassen die Flüchtlinge nicht allein“.

Gut, einen speziellen Raum für so eine große Feier gibt es nicht, aber Hermanns sieht auch das nicht als Problem an. Die Flure sind geräumig genug, da lässt sich zum Beispiel eine lange Tafel einrichten, an der die Bewohner gemeinsam essen können. 50 Menschen werden an Silvester im Dorf wohnen. Im Moment ist der jüngste Bewohner ein zwei Monate altes Baby, der älteste rund 60 Jahre alt.

Hermanns fragt natürlich auch die Flüchtlinge, wie sie sich eine fröhliche Silvesterfeier vorstellen. Der Heimleiter ist bei Wünschen „ziemlich flexibel“. Kann ja sein, dass ein paar der Flüchtlinge selber Musik machen wollen. Hermanns ist ziemlich sicher, dass er und seine Mitarbeiter Instrumente organisieren können, zumindest, wenn es keine allzu exotischen sein sollten. Eine entspannte Atmosphäre, ein Gefühl von Willkommenskultur, das ist jetzt für viele Flüchtlinge am wichtigsten. Gut, sagt Hermanns, dass Mitglieder einer Bürgerinitivative, die Flüchtlinge gern empfangen, gleich über die Straße in einem Waldkindergarten Silvester feiern. „Da werden bestimmt einige zu uns kommen und mit uns feiern.“

Seine Kollegin Uta Sternal sieht der Nacht ebenfalls gelassen entgegen. Sie ist Bereichsleiterin beim „Internationalen Bund“, sie ist auch für das Übergangswohnheim an der Marienfelder Allee zuständig. Dort leben 700 Flüchtlinge, zu viele für eine gemeinsame Feier. „So einen großen Raum haben wir gar nicht“, sagt sie. Eine gemeinsame Feier gibt es nur für die rund 100 Jugendlichen. „Aber wir haben auch Menschen, die Verwandte in der Stadt haben, die werden bei denen feiern.“ Und die Knallerei betrachtet Uta Sternal auch nicht als großes Problem. Erstens kennen viele Flüchtlinge in Marienfelde das Getöse aus früheren Jahren. Und dann kämen einige ja auch aus Ländern, wo der Jahreswechsel ähnlich gefeiert wird wie in Deutschland. „In ihrer Heimat knallt’s an Silvester auch. Das kennen die.“

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