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Lufthansa

© dpa

Flugbegleiter: Abheben im Schichtdienst

Das Jobwunder landet auf dem Flughafen Tegel. Die Lufthansa sucht 2000 Flugbegleiter. Angeblich gibt es keine optische Auslese. Nur zu klein oder zu groß dürfen die Kandidaten nicht sein. Ach ja...man darf auch noch Stewardessen sagen.

Be, who you want to be, steht auf den Werbetafeln,weiß auf grau. Klingt nach Ratgeberlyrik, ist aber von der Lufthansa. Drei Frauen und ein Mann, in dunkelblauer Uniform, suchen in der Schalterhalle des Flughafens Tegel nach ihresgleichen, Menschen, die auch nach zwölf Stunden Nonstopflug noch lächeln können. Lufthansa hat viele neue Flugzeuge gekauft und braucht jetzt dringend Kabinenpersonal, 2000 neue Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter. Man darf auch noch Stewardessen sagen.

Be, who you want to be.

Der Kraftfahrer Dominik Poszwinski und sein Beifahrer Mario Lehmann waren schon in Schönefeld auf Jobsuche. Jetzt stehen sie mit Lufthansa-Kabinenchef Florian Amtenbrink am Bistrotisch.

„Und Englisch?“

„Ja, schon, kein Fachenglisch, aber verständigen geht“, sagt Dominik und gestikuliert eifrig. Mario sagt nichts.

Dominik trägt eine dezente Irokesenfrisur, mit gelben Streifen in der Mitte und sternförmig ausrasierten Flanken. Dazu ein Augen-Piercing und einen Glitzerohrring. Für Lufthansa würde er sich auf keinen Fall von seinem Kopfschmuck trennen, sagt er. „Wegen dem Ohrring haben sie mich im Bundestag schon nicht genommen.“ Dort wollte er Politiker chauffieren. Offiziell gibt es bei Lufthansa keine optische Auslese, aber Pressesprecher Wolfgang Weber wiegt skeptisch den Kopf hin und her. „Dann geht er halt noch mal zum Friseur.“ Entscheiden müssen es die Psychologen im Assessment- Center in Frankfurt am Main. Dort werden alle Bewerber einen Tag lang in Gesprächen und Rollenspielen getestet.

Dominik und Mario, beide unter 30, würden sich auch auf den Mond schießen lassen, wenn das mehr Geld einbrächte als 700 Euro im Monat. So viel verdienen sie als Fahrer für Kranke und Behinderte. Mario hat mal Garten- und Landschaftsbau gelernt. „Ich bin noch nie geflogen.“ Dominik frotzelt: „Nee, nur auf die Schnauze.“

Einstellungskriterien: Mittlere Reife, fließend Englisch, Erfahrung im Servicebereich, gewandtes Auftreten. Mindestgröße: 1,60 Meter (damit man an die Staufächer herankommt). Maximalgröße: 1,87 Meter (sonst stößt man in manchen Fliegern an die Decke). Gewicht: „Angemessen zur Körpergröße“. Altersgrenze: keine (mit 55 ist in der Regel Schluss). Einstiegsgehalt: 1430 Euro brutto.

„Ich dachte netto.“ Die junge Frau – braune Augen, lange blonde Haare, zarter Teint – kämpft gegen ihre Enttäuschung. Sie möchte so gerne weg aus der Physiotherapie und hinein in den Traum vom Fliegen. Es gibt aber noch ein anderes Problem: Sie ist nur 1,58 Meter groß. „Knapp daneben.“ Dabei sieht sie aus, wie das Stewardessen-Klischee.

Be, who you want to be.

Florian Amtenbrink, 36, hat vor acht Jahren einfach bei Lufthansa angerufen, weil er nicht mehr im Hotel arbeiten wollte. „Eine meiner besten Entscheidungen“, sagt er. Inzwischen ist er zum Kabinenchef aufgestiegen, fliegt immer Kurzstrecke Berlin – Frankfurt/Main, im Schichtdienst. Könnte langweilig werden, wird es aber nicht, sagt Amtenbrink mit Nachdruck: „Immer wieder andere Kollegen und andere Fluggäste.“ Seine Kollegin, Anna-Katharina von Stralendorf, benutzt gerne das Wort „Zigeunerleben“, um den Reiz des Vielfliegens zu beschreiben. Man könne den Dienstplan aber auch so gestalten, dass ein Familienleben dabei herauskommt.

Zwei ergraute Flugkapitäne schreiten im vollen Drei-Streifen-Ornat durch die Schalterhalle, umgeben von einer Aura der Macht, an der bewundernde Blicke einfach abperlen. Lufthansa braucht auch neue Piloten, genau 360. Jedes Jahr bewerben sich Tausende. Fünf Prozent kommen durch.

Die Lufthansa-Bewerberseite: www.be-lufthansa.com

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