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Da geht's lang. In Schönefeld wird wieder gebaut - an der alten Piste.

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Update

Flughafen Berlin-Brandenburg: Start frei für Sanierung von Piste am BER

Während der BER-Aufsichtsrat noch tagt, gibt es Ergebnisse an anderer Stelle: Die umstrittene Sanierung der Nordpiste in Schönefeld kann beginnen - allerdings nicht zum Termin, den sich Hartmut Mehdorn vorgestellt hatte.

Startfreigabe für die Sanierung der nördlichen Piste des Flughafens  Schönefeld: Die Gemeinsame Obere Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg hat die Arbeiten jetzt genehmigt und dem Flughafen erlaubt, vorübergehend die neue, zum BER gehörende südliche Start- und Landebahn zu nutzen. Allerdings darf der Flughafen mit den Arbeiten erst am 2. Mai beginnen und nicht wie gewünscht im März. Die Terminverschiebung sei das Ergebnis der sorgfältigen Abwägung der Interessen des Flughafens, der Fluggesellschaften und der Anwohner, teilte das Brandenburger Infrastrukturministerium heute mit.

Die Luftfahrtbehörde hatte zuvor vorgegeben, dass Anwohner der Südbahn, die bis zu zwölf Monate vor der Inbetriebnahme einen Antrag auf Lärmschutz gestellt haben, sechs Monate vor der Inbetriebnahme den Bewilligungsbescheid für den Lärmschutz erhalten haben müssen. Die jetzt noch offenen Fälle müssten „weiter mit Nachdruck verfolgt und so weit wie möglich vor Beginn der Maßnahme erledigt werden“, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums weiter.

Den BER im Blick: Hartmut Mehdorn (links) und Michael Müller, hier auf einem Archivfoto von einer Air-Berlin-Feier.
Den BER im Blick: Hartmut Mehdorn (links) und Michael Müller, hier auf einem Archivfoto von einer Air-Berlin-Feier.

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Für den Betrieb auf der Südbahn gelten die strengeren Nachtflugregeln, die für den BER erlassen worden sind. Mit einem Flugverbot zwischen 0 Uhr und 5 Uhr. Auf der Nordbahn ist ein 24-Stunden-Betrieb zugelassen. Zudem darf die Südbahn nicht auf der vollen Länge genutzt werden, sondern nur entsprechend der kürzeren Nordbahn.

Zum ersten Mal ist Michael Müller dabei

Derweil berät seit dem Morgen der BER- Aufsichtsrat im Hotel "Zur Residenz" in Motzen, genauer: Um 8 Uhr tagte der Finanzausschuss des Gremiums, und zum ersten Mal war Berlins neuer Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) dabei. Gegen 11 Uhr begann die Aufsichtsratssitzung, die diesmal geleitet wird von Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider. Der Termin versprach Spannung im Vorfeld. Und nicht nur, weil Müller und der frühere Manager Axel J. Arendt, der als Favorit für den Vorsitz gilt, dabei sind. Der neue Flughafen ist immer noch in einer kritischen Phase. Und zwischen Mehdorn und den Kontrolleuren gab es schon Krach im Vorfeld - um seine mögliche Nachfolge und um externe BER-Prüfer.

Zudem hat BER-Chef Hartmut Mehdorn wieder mehr Geld für die Erweiterung des Flughafens gefordert. Für den Manager gab es immerhin eine Streicheleinheit im Motzener Wellnesshotel: Laut dpa hat ihm der Bund das Vertrauen ausgesprochen. Staatssekretär Rainer Bomba (CDU) sagte vor der Aufsichstratssitzung: "Herr Mehdorn ist unser Vorsitzender (der Geschäftsführung), und er genießt unser Vertrauen, bis irgendetwas anderes entschieden wird. Und das steht momentan nicht an."

Mehdorn wollte Ende 2014 verkünden, wann der BER eröffnet. In einem Papier, das er jetzt verschickte, heißt es nun: „Wir haben die Baustelle so weit in Griff, dass wir in Kürze ein Terminband zur Eröffnung des Flughafens nennen werden. Zur Jahresmitte 2015 wollen wir die Unwägbarkeiten soweit abgearbeitet haben, dass wir einen konkreten Eröffnungstermin nennen können.“ Ein BER-Start vor 2017 gilt inzwischen als unrealistisch.

Die BER-Erwerweiterung

Mit leeren Händen kommt Mehdorn nicht. Er präsentiert das nun ausgereifte Konzept für den kurzfristigen Umgang mit der Kapazitätsnot, für das der Streit mit dem Bund zum Regierungsflughafen beigelegt wurde. In der 48-Seiten-Vorlage, die dem Tagesspiegel vorliegt, fordert Mehdorn: „Richtungsentscheidungen müssen jetzt getroffen werden.“ Denn im Terminal können bisher real nur 22 Millionen Passagiere abgefertigt werden. Doch schon die Flughäfen Tegel und Schönefeld erwarten 2014 rund 28 Millionen Passagiere, neuer Rekord. Es fehlen kurzfristig 25 Check-In-Schalter, Parkplätze für Flugzeuge und Autos, zwei weitere Gepäckbänder. „Es reicht nicht, den BER wie konzipiert fertig zu bauen - Kapazitäten müssen engpassorientiert verstärkt werden.“

Sein bisheriger Plan, Alt- Schönefeld dauerhaft weiterzunutzen, ist vom Tisch. Stattdessen soll nun das Nordpier verlängert werden, um dort 8 bis 10 Millionen Passagiere von Billig-Airlines abzufertigen. Die Kosten, bislang nicht eingeplant, beziffert er auf 177 Millionen Euro. Es sind 70 Millionen weniger als sein alter Plan. Und der Regierungsflughafen kann gebaut werden wie geplant. Für den Übergang, bis der fertig ist, wird ein kleines Abfertigungsgebäude - später für Geschäftsflieger - errichtet. Der alte Terminal bleibt nach BER-Start noch maximal 18 Monate in Betrieb, damit Tegel und Schönefeld nicht gleichzeitig an den BER ziehen müssen. Die Nordbahn kann er nun, wie an diesem Freitag bekannt gegeben wird, 2015 sanieren, Baubeginn ist aber wegen Nacharbeiten beim Schallschutz erst ab Mai, einen Monat später. Und Mehdorn will 2015 die Vorbereitungen für die spätestens 2025 nötige größere Erweiterung - für dann 41,3 Millionen Passagiere - beginnen, einen Masterplan für die BER- Entwicklung bis 2030 erarbeiten.

Eine bauliche Fertigstellung des BER, von Mehdorn noch im Frühjahr für Ende 2014 angekündigt, ist weit weg. Nach dem aktuellen Sprint-Bericht für den Aufsichtsrat sind im Terminal 31 Prozent der zu erledigenden Arbeiten geschafft - es sollten jetzt 89 Prozent sein. Die Pläne für den nötigen Umbau der Entrauchungsanlage sollen nun „bis spätestens Mitte 2015 vorliegen“. Flächenteams kämpfen sich durch Baupfusch in den Kabeltrassen und Deckenhohlräumen.

Eigentlich müsste genug Geld da sein, aber der Flughafen ist nicht flüssig. Erst die Hälfte der 2012 bewilligten 1,2 Milliarden Euro ist ausgegeben, die ratenweise überwiesen werden. Aktuell hat Berlin den Geldhahn zugedreht. Um den BER fertig zu bauen, sind weitere 1,1 Milliarden Euro beantragt. Wie sie finanziert werden, ist aber noch offen. Die Kosten steigen damit auf 5,4 Milliarden Euro. Und, die nun benötigten 170 Millionen Euro für die kurzfristige BER-Erweiterung sind da noch nicht drin.

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