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Berlin: Flughafen Schönefeld: Kommentar: Bruchpiloten in Schönefeld

Der Ausbau Schönefelds soll - oder sollte - das größte Infrastrukturprojekt der nächsten Jahre in Europa werden. Oder sogar weltweit.

Der Ausbau Schönefelds soll - oder sollte - das größte Infrastrukturprojekt der nächsten Jahre in Europa werden. Oder sogar weltweit. Ein Riesendrehkreuz des internationalen Flugverkehrs würde in Berlin entstehen, das mit Frankfurt konkurriert oder den Rhein-Main-Flughafen sogar überholt. So hatte man sich das vorgestellt. Mit Superlativen geizten die Protagonisten nie. Etwas haben sie inzwischen tatsächlich erreicht: Bei Ungeschicklichkeiten, Pannen und auch Dummheiten haben sie einen sicheren Spitzenplatz erreicht.

Egal, wie sich die gestrige Gerichtsentscheidung am Ende auswirken wird: klar ist, dass der Flughafen verloren hat. Der Ruf der Region Berlin-Brandenburg ist zumindest in der Luftfahrtpolitik ruiniert. Die Liste ist lang: jahrelanges Gerangel um den Standort; ein vom Gericht gestopptes Privatisierungsverfahren; das juristische Hick-Hack um den Ausschluss des später wieder aufgenommenen Hochtief-Konsortiums; die unendliche Diskussion über eine von den Flughafengesellschaften zuvor bereits vehement abgelehnte Passagiergebühr. Und nun die Nichtigkeitserklärung der landesplanerischen Vorgaben. Was kommt da noch?

Bei einem Projekt dieser Größenordnung kann gewiss einiges schief gehen. Was sich die Verantwortlichen quer durch die Parteien und die beiden Länder aber bei der Flughafenplanung geleistet haben, schreit zum Himmel. Ob tatsächlich Flugzeuge von einem Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) aufsteigen werden, ist ungewisser als je zuvor. Den Optimismus, den die Politiker gestern sofort wieder verbreiteten, ist für sie nur eine lästige Pflicht. Sie wissen selbst, wie unglaubwürdig sie wirken. Aber ein Scheitern der Flughafenpläne würde derzeit kein Verantwortlicher zugeben, erst recht nicht vor Wahlen.

Doch wenn die Planer bereits im Vorfeld an der einfachen Anhörung der betroffenen Gemeinden, die selbstverständlich sein sollte, aus Dummheit oder Ignoranz gescheitert sind, kann das Vertrauen in ein viel aufwendigereres Genehmigungsverfahren mit zahlreichen Fallstricken nur noch gering sein. Es würde nicht überraschen, wenn auch dieses vor Gericht scheitert.

kt

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