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Flughafen Tegel: 10 Euro für Aufforstung

Das Gelände des Flughafens Tegel soll nach seiner Schließung auch zu einem neuen Forst werden. Umweltsenatorin Lompscher schlägt vor, dass Fluggäste für die Bepflanzung eine freiwillige Abgabe zahlen sollen.

Das Gelände des Flughafens Tegel soll nach seiner Schließung auch zu einem neuen Forst Tegel werden. Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) hat angeregt, Terminal und Umgebung für Zukunftsprojekte und „Green Economy“ zu nutzen – und mit einer sogenannten Waldaktie schon bald die Aufforstung des Geländes zu unterstützen. Die soll nach dem Vorbild der Ausgleichszahlungen für den C02-Ausstoß erhoben werden, die Flugpassagiere etwa an die Klimaschutzorganisation „atmosfair“ leisten können. Bei der Tegeler „Waldaktie“ könnten Touristen und Berliner 10 Euro oder mehr pro Flugreise für die Renaturierung zahlen „und sich den neuen Naturraum auf diese Weise auch persönlich aneignen“, findet Lompscher.

Die Idee einer freiwilligen „Waldaktie“ präsentierte sie gemeinsam mit dem Reinickendorfer Linken-Landesvorstandsmitglied Felix Lederle. Wenn Tegel mit der Inbetriebnahme von BBI Schönefeld in zwei Jahren schließt, soll nach Vorstellung der Linken rund die Hälfte der 480 Hektar großen Fläche als Grünfläche genutzt werden: Um die Jungfernheide und den Flughafensee seien neue Bepflanzungen denkbar. Das sei angesichts der zu erwartenden Klimaerwärmung wichtig, da Pflanzen C02 binden und Sauerstoff produzieren. Eine begrünte Freifläche wirke wie ein Kühlschrank für die Großstadt, bestätigte jetzt die Klimawandelstudie des Deutschen Wetterdienstes für den Senat.

Kiefern, Eichen oder auch Kastanien – all diese Bäume könnten Berliner und ihre Besucher anschaffen helfen oder sogar selbst anpflanzen. Dass das funktioniert, zeigen ähnliche Klimaschutz-Projekte in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. So wurden an der Mecklenburgischen Seenplatte und nahe der Ostsee bereits ein halbes Dutzend neue Forsten dank „Waldaktien“ angelegt.

„Eigentlich sind das ja Spenden, denn es gibt ja keine Rendite. Die Aktie kann man sich aber übers Internet ausdrucken“, sagt Uwe Delies, Revierförster und zuständig für den neuen Klimawald Golchen bei Neubrandenburg. Dort wurde wenig ertragreicher, ehemaliger Ackerboden mit strapazierfähigen Eichen bepflanzt. Den „ersten internationalen Klimawald“ in Schuenhagen begründete die American Tourism Society in Kooperation mit dem Tourismusverband und dem Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommerns sowie Ameropa-Reisen: Für eine 10-Euro- Aktie werden dort auf einer Fläche von zehn Quadratmetern Bäume gepflegt, die die im Urlaub von einer vierköpfigen Familie verursachten Kohlendioxid-Emissionen ausgleichen. Firmen kaufen dort ganze „Waldaktien“-Pakete. In Hamburg haben Flugreisende über Ausgleichszahlungen schon Solarprojekte in Schulen und Sportvereinen ermöglicht.

„Das ist eine Idee, die sehr gut zu Berlin passt: Umweltthemen hat die Stadt gut besetzt, und Touristen schätzen an Berlin das Grün“, ist Christian Tänzler von der Berlin Tourismus Marketing von einem Erfolg der „Waldaktie“ auch in Berlin überzeugt. „Man sollte aber auf jeden Fall auf Freiwilligkeit setzen“, meint Ralf Kunkel, Sprecher der Berliner Flughäfen. Nach Ansicht von Lothar Kögel, einem der führenden Berliner Veranstalter von Studien- und Erlebnisreisen, könnten lokale Naturschutz-Aktivititäten sogar noch größeren Anklang finden als Aktionen zur Eindämmung der Klimaveränderungen etwa im indonesischen Regenwald oder in afrikanischen Dürreregionen: „Weil die Leute bei Naturschutzprojekten vor der eigenen Haustür direkt mitverfolgen können, was aus ihrer Spende wird.“ kög

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