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Flughafen: Tegel überlastet – Air Berlin parkt Flieger in Tempelhof

Es wird eng: Am Flughafen Tegel ist kaum noch Platz zum Abstellen von Flugzeugen. Kein Wunder- der Bau war ursprünglich für kleinere Maschinen und Reisen nach "Westdeutschland" geplant. Piloten kritisieren jetzt die Flugverzögerungen und Enge.

Der Flughafen Tempelhof hat wieder eine Zukunft: Als Abstellplatz für ausrangierte Maschinen, für die es in Tegel keinen Platz gibt. Air Berlin hat in Tempelhof derzeit vier Maschinen vom Typ Fokker 100 abgestellt. Sie gehören der Fluggesellschaft Germania, die seit dem Tod ihres Gründers Hinrich Bischoff von Air Berlin geführt wird. Auf dem einstigen Zentralflughafen gibt es reichlich Platz, während Tegel aus allen Nähten platzt. Pünktlicher Verkehr sei dort kaum noch möglich, klagen Piloten. Die Flughafengesellschaft weist dies zurück.

Wie chaotisch die Situation für Passagiere ist, erleben Fluggäste in den Spitzenzeiten täglich. Wenn sich lange Schlangen vor den Abfertigungsschaltern bilden, gibt es für andere Passagiere dort kaum noch ein Durchkommen. Zum Stau kommt es auch regelmäßig vor den Sicherheitskontrollen.

Hinter den Kulissen, unsichtbar für die Passagiere, arbeiteten aber auch die Fluglotsen zu bestimmten Zeiten wegen des enormen Verkehrs, für den Tegel nicht konzipiert sei, an ihrer Belastungsgrenze, kritisiert Thomas Kärger, der als Pilot regelmäßig in Tegel startet oder landet und auch für seine Kollegen spricht. Verzögere sich bei einer Maschine zum Beispiel der Abflug, gebe es meist ein Durcheinander, weil die nächste Maschine bereits auf die nun blockierte Position warte. Wartezeiten bei Verspätungen gebe es auch auf anderen Flughäfen, entgegnet der Sprecher von Air Berlin, Peter Hauptvogel. Tegel habe keine größeren Probleme als viele anderen Flughäfen. Auch für Flughafensprecher Eberhard Elie sind Kärgers Vorwürfe nicht nachvollziehbar. In Tegel sei es gewiss eng, der sichere und pünktliche Flugverkehr sei aber gewährleistet. Auch die Lotsen seien nicht überlastet.

Zusätzliche Abstellflächen für Maschinen kann die Flughafengesellschaft nicht bauen. Für solche Anlagen wäre ein mehrjähriges und aufwändiges Genehmigungsverfahren erforderlich – mit anschließender Klagemöglichkeit vor Gericht. Neue Abstellflächen in der Nähe des Terminals hatte die Flughafengesellschaft nur schaffen können, weil sie dafür andere Positionen auf der entfernteren Nordseite des Flughafens aufgegeben hatte.

Konzipiert worden war Tegel für etwa fünf Millionen Passagiere im Jahr. Inzwischen sind es über 13 Millionen geworden. Mit steigender Tendenz, denn in diesem Jahr sollen weitere Langstreckenflüge mit großen Maschinen hinzukommen – unter anderem nach Peking.

Als Tegel Anfang der 70er Jahre gebaut wurde, beschränkte sich der West-Berliner Flugverkehr im Wesentlichen auf Flüge nach „Westdeutschland“. Eingesetzt wurden in der Regel nur kleinere Maschinen. Während andere Flughäfen durch Umbauten und Erweiterungen stets den größer werdenden Maschinen angepasst werden konnten, war dies in Tegel durch die besondere Architektur, die für ihre extrem kurzen Wege viel Lob erhält, meist nicht möglich. Ein ursprünglich geplantes zweites Abfertigungsgebäude ist nicht gebaut worden.

Die vorhandenen Wartebereiche können nicht beliebig erweitert werden. Und auch die Gepäckanlagen lassen sich kaum umbauen, weshalb es oft zu langen Wartezeiten bei der Ausgabe kommt. Neue Abfertigungsbereiche konnten nur umständlich mit dem Terminal verbunden werden.

Problematisch ist nach wie vor auch die Zufahrt zum derzeit noch wichtigsten Flughafen der Region. Immer noch gibt es nur eine Zubringerstraße, die zudem durch einen kurzen Tunnel führt. Meist ist diese Straße im Flughafenbereich nur einspurig zu befahren, weil sich auf der rechten Spur die wartenden Taxis stauen. Bei einem Unglück gäbe es dann auch für Rettungsfahrzeuge nur eine Fahrspur. Den Bau einer weiteren Zufahrtsstraße hatte unter anderem die Industrie- und Handelskammer (IHK) schon vor Jahren gefordert. Dabei ist es geblieben.

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