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Berlin: Flughafen Tempelhof: Rückkehr: Die Flughafenpolitik ist wirr - aber auch die Lufthansa schwankte

Planungssicherheit ist ein Hauptkriterium für eine erfolgreiche Abwicklung des internationalen Flugverkehrs und damit ein wichtiges Anliegen der Fluggesellschaften, die in der Verkehrs- und Flottenpolitik langfristig planen müssen. Im Gegensatz zur Flughafenpolitik in anderen Regionen und Ländern ist in Berlin Flughafenpolitik häufig gegen und nicht mit den Fluggesellschaften gemacht worden.

Planungssicherheit ist ein Hauptkriterium für eine erfolgreiche Abwicklung des internationalen Flugverkehrs und damit ein wichtiges Anliegen der Fluggesellschaften, die in der Verkehrs- und Flottenpolitik langfristig planen müssen. Im Gegensatz zur Flughafenpolitik in anderen Regionen und Ländern ist in Berlin Flughafenpolitik häufig gegen und nicht mit den Fluggesellschaften gemacht worden. Und in den letzten zehn Jahren seit der Rückgabe der vollen Lufthoheit ist Planungssicherheit zum Fremdwort geworden.

So wurden Pläne für einen rechtzeitigen und vernünftigen Ausbau des Flughafens Tegel mehrfach geschmiedet und dann verworfen. Fluggesellschaften, die sich in Berlin niederlassen wollten, wurden durch etliche Forderungen abgeschreckt. Ein mittelfristiger Ausbau Schönefelds, wie die Planungen der Aeroporte de Paris und später für das Terminal-West, wurde abgelehnt, bevor er noch ausdiskutiert war. Die erfolgreich auf dem von den Passagieren bevorzugten City-Flughafen Tempelhof operierenden Airlines wurden mit widersprüchlichen Schließungsplänen immer wieder verunsichert. Sechs Jahre lang konnten sich Berlin, Brandenburg und der Bund nicht einigen, wo der neue Single-Flughafen für die Region entstehen sollte, Privatisierungspläne wurden mit heißer Nadel gestrickt und hielten einer rechtlichen Würdigung nicht stand. Die Diskussion über zusätzliche Passagiergebühren, die zur Mitfinanzierung des neuen Airports verwendet werden sollten, führten zu internationalen Protesten, die dem Ruf Berlins Schaden zufügten.

Vor diesem Hintergrund einer konfusen Flughafenpolitik ist die jüngste Kehrtwendung der Lufthansa zu sehen, die von der Befürwortung einer schnellen Schließung Tempelhofs abrückte und nunmehr die Offenhaltung des Airports bis zur Inbetriebnahme des neuen Flughafens forderte. Die Lufthansa als Marktführer in Berlin hatte sich mit der Vorlage eigener Pläne für einen Ausbau Tegels bereits vor zwei Jahren zu Wort gemeldet. Diese wurden jedoch abgelehnt, und die nunmehr beschlossenen "kapazitätserweiternden Maßnahmen" werden von ihr als "bei weitem nicht ausreichend" angesehen. Daher, so erklärte die Lufthansa, bleibe ihr nichts anderes übrig, als den City-Flughafen als "Überlaufventil" zu nutzen. Voraussetzung für eine Verlegung von Lufthansa-Flügen nach Tempelhof sei es jedoch, dass die Gesellschafter Planungssicherheit schüfen, indem der umstrittene Konsensbeschluss modifiziert wird, der eine vorzeitige Schließung Tempelhofs vorschrieb.

Indessen hat die Lufthansa in den letzten Jahren eine klare Linie in ihrer Flughafenpolitik auch nicht verfolgt. Zunächst hatte der damalige Generalbevollmächtigte der Lufthansa für Berlin, Röder, im Januar 1991 eine Verlegung aller Flüge mit Turboprop-Flugzeugen von Tegel nach Tempelhof gefordert. Im Herbst 1993 hatte der Berliner Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber in einer Zeitungsumfrage gesagt, Tempelhof müsse bis zur Inbetriebnahme des neuen Single-Airports offen bleiben. Am 1. Juni 1994 jedoch ließ sich der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Jürgen Weber, auf der ILA von dem Flughafengeschäftsführer Manfred Hölzel und dem Brandenburger Finanzminister Kühbacher überreden, den gesamten Betrieb von Tempelhof nach Tegel zu verlegen.

Für den City-Airport wäre das der Todesstoß gewesen, wenn die anderen Airlines ebenfalls dem Drängen Hölzels nachgegeben und Tempelhof verlassen hätten. Immerhin verlor Tempelhof nach dem Umzug der Lufthansa vom 8. zum 9. Januar 1995 bis zu 40 Flugbewegungen täglich. Der Verlust der Linien nach Basel, Bremen, Brüssel, Hamburg, Kiel und Wien entsprach etwa 20 Prozent des Passagieraufkommens.

Im Februar 1997 ging Jürgen Weber sogar noch einen Schritt weiter und verlangte in einem Brief an den Regierenden Bürgermeister Diepgen eine schnelle Schließung Tempelhofs. Ein Jahr später übertrug die Lufthansa die in Tempelhof operierenden Flüge des Alliance-Partners SAS ihrem Teampartner Cimber Air, der in Tegel startet. Auch der Teampartner Rheintal wurde veranlasst, ebenfalls von Tempelhof nach Tegel umzuziehen. Dass die Lufthansa damit die von ihr stets beklagten Engpässe in Tegel zusätzlich verschärfte, wurde billigend in Kauf genommen.

Erst die weitere Entwicklung des Flugverkehrs in Tegel wird zeigen, ob und wie die Lufthansa der Kehrtwendung in ihrer Flughafen-Beurteilung Taten folgen lassen wird. Insider vertreten den Standpunkt, nur dann werde die Lufthansa Flüge nach Tempelhof dirigieren, wenn sie ihre eigenen damit freiwerdenden Slots für die Ausdehnung ihres eigenen Flugprogramms nutzen kann. Zunächst aber ist die Politik gefragt, die hinsichtlich der Zukunft Tempelhofs endlich Planungssicherheit schaffen muss.

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