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Air Snack

© Kai-Uwe Heinrich

Flughafen Tempelhof: Snack und weg

Vor dem Volksentscheid: Leer ist die Abfertigungshalle schon jetzt - den 60 Mietern im Flughafen Tempelhof wurde gekündigt. Die Betroffenen empfinden den Rausschmiss als Frechheit.

Am Vorplatz des Zentralflughafens in Tempelhof hängen die Flaggen am trüben Karfreitag schlapp herunter. Wenn die Beschäftigten könnten, würden sie die Fahnen wohl auf Halbmast hängen: Die rund sechzig Flughafen-Mieter haben Kündigungsschreiben erhalten. „Eine Frechheit, die Briefe vor dem Volksentscheid rauszuschicken“, sagt Sabine Rosin, Verkäuferin vom „Air Snack“ im Foyer der Abflughalle. Auch Holger Trocha vom „Air Service Berlin“ mit mehr als 30 Mitarbeitern in Tempelhof hat die Kündigung. Seine Rosinenbomber-T-Shirts nimmt er nach Schönefeld mit. „Das kann wohl nur als Einschüchterungsversuch gegen die Volksbewegung pro Tempelhof gewertet werden“, kritisierte Rainer Ueckert, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion.

„Wir haben die Kündigungen verschickt, weil wir da in jedem Fall rausgehen“, sagt Rosemarie Meichsner für die Berlin-Brandenburg Flughafen Holding. Zudem habe der Volksentscheid am 27. April „keine juristischen Auswirkungen“: „Wir haben bei der Senatsverkehrsverwaltung einen Antrag auf Betriebsbefreiung gestellt, diesem wurde stattgegeben.“ Natürlich sei die Schließung aus fliegerischer Sicht traurig für die Stadt, aus wirtschaftlichen Gründen aber sinnvoll.

Es ist so gut wie leer am Karfreitag Mittag, nur ein paar Maschinen gehen nach Brüssel, nach Graz. Die meisten Büros der Fluggesellschaften sind dunkel. In der Ausstellung der Senatsverwaltung zu Tempelhof bleiben einige Besucher stehen. Dort, wo früher Läden waren, nutzen heute Uniprojekte, die mit der Fliegerei zu tun haben, die Räume. Vor ein paar Tagen sah es nochmal aus wie früher: Herumschwirrende Menschenmassen und Koffer und Gepäck ohne Ende - das waren allerdings Filmaufnahmen für „Polizeiruf 110“. In einem Imbiss mit Souvenirs kann man kunstvolles Glas kaufen, aus Italien, und ein Käppi mit der Aufschrift „The Spirit of Tempelhof“ – pechschwarz ist das. „Viele meiner Kunden sind Geschäftsflieger, die die ruhige Athmosphäre schätzen – und die kurzen Eincheckzeiten“, sagt Sabine Rosin vom „Air Snack“. Sie kaufen bei ihr Vollkornstullen. Knacker mit Brötchen gibt es schon für 1,60 Euro. In Tegel sei’s teurer. Ihr Imbiss habe ohnehin nur einen Mietvertrag bis Oktober, aber bei den Kollegen sei der Unmut groß. „So was schimpft sich Demokratie“, ärgert sich ein Bodenpersonal-Mitarbeiter.

Er weiß von Anwohnern aus der Umgebung, dass ihre Vermieter die Mieten erhöhen wollen, sobald der Flughafen dicht sei. „Erhaltet den Flughafen statt ihn zu zerstören“, sagt Touristin Carmen Castello aus Spanien. „Der Flughafen ist superschön“, findet auch ein 36-jähriger Software-Spezialist aus Freiburg. Er ist extra hierher gekommen, um Erinnerungsbilder zu machen. Cirrus Airlines und auch Brussels Airlines ziehen um nach Tegel. „Wir kämpfen bis zum letzten Tag“, sagt eine Airline-Mitarbeiterin.

Annette Kögel

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