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Baustopp, neuer Standort oder was? In und um Schönefeld gibt es viele Bürgerinitiativen.

© dpa

Flughafendebatte: Streit um das Drehkreuz Sperenberg

Ex-Lufthansa-Chef Heinz Ruhnau hielt die Entscheidung für Schönefeld 1990 für falsch. Er erinnert sich an die Flughafendebatte von damals – aber falsch, meint Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Diepgen.

Der Bürgerverein Berlin-Brandenburg wünscht sich in Sperenberg „einen brummenden Zentralflughafen für Deutschland“ und in Schönefeld nur noch eine Start- und Landebahn für den Bund und Privatflieger. So hatte der Tagesspiegel am 27. April berichtet. Das ließ einen Leser in Bonn nicht kalt. Der frühere Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Heinz Ruhnau, vermerkte unter Bezug auf die aktuelle Berichterstattung in einem Schreiben an die Redaktion, Sperenberg wäre das beste Konzept gewesen, besser, „als inmitten von Wohngebieten einen neuen Flughafen zu bauen“.
Ruhnau schildert dann einen Besuch Ende 1990 beim damaligen stellvertretenden Kommandanten der Luftwaffe in der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte in der DDR und zitiert ihn, nach einer gemeinsamen Besichtigung des Flughafens Sperenberg, so: „Ihr könnt sofort anfangen zu bauen, ihr müsst mir nur jeden Tag noch 20 Bewegungen garantieren, solange wir in Deutschland sind.“

Er habe dann, so Ruhnau, in seiner Eigenschaft als Mitglied des Aufsichtsrates des Flughafens Berlin Brandenburg International, BBI, dem Gremium über das Gespräch berichtet, und der Aufsichtsrat habe sich in der Folge auch für Sperenberg – knapp 40 Kilometer südlich von Berlin gelegen – ausgesprochen. „Wäre dieses Konzept realisiert worden, so hätte Berlin eine Chance gehabt, ein großes Luftkreuz im Osten Deutschlands zu werden“, folgert Ruhnau.

Dann aber sei erst der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe umgefallen, und Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen habe das Konzept mit einer Begründung zu Fall gebracht, die „einfach und provinziell gewesen“ sei: „Wenn der Flughafen in Sperenberg gebaut wird, dann entstehen die Arbeitsplätze in Brandenburg und nicht in Berlin, und deshalb muss der Flughafen in Schönefeld gebaut werden“, soll Diepgen gesagt haben. Heinz Ruhnau schreibt, er habe davor damals gewarnt, weil mit einer solchen Entscheidung „die Idee eines Luftkreuzes im Osten Deutschlands beerdigt“ würde.

Eberhard Diepgen, vom Tagesspiegel mit Ruhnaus Äußerungen konfrontiert, meint, der habe entscheidende Tatsachen „verdrängt oder verwechselt“. Wörtlich heißt es in seiner Antwort: „Schon sein Nachfolger (Jürgen Weber, d. Red.) hat in größter Eile die internationalen Flüge von und nach Berlin gestrichen und den Fluggästen ein Umsteigen in Frankfurt, München oder Düsseldorf zugemutet.“ Und süffisant fährt der frühere Regierende Bürgermeister fort: „Eine wohlwollende Bemerkung eines sowjetischen Generals sichert noch nicht die Finanzierung eines Großprojektes, und deutsches Planungsrecht konnten die Russen nur bis zum 3. Oktober 1990 außer Kraft setzen. Der Konsortialvertrag über die Planung des BBI stammt auch erst aus dem Jahre 1991, und da kämpfte ein Bundesverkehrsminister (Günther Krause, CDU, d. Red.) noch für einen Flughafen Berlins im mecklenburgischen Parchim“.

Diepgen hält seine Präferenz für Arbeitsplätze in Berlin auch im Nachhinein für alles andere als provinziell und schließt seine Erinnerung mit einer Spitze gegen Ruhnaus früheren Arbeitgeber: „Warum sollte Schönefeld eine Sackgasse sein? Da die Lufthansa nicht will, muss der Flughafen für andere – neben Air Berlin – Fluggesellschaften attraktiv gemacht werden.“

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