zum Hauptinhalt

BBI: Flughafengesellschaft im Blindflug

Für viele Anwohner wird es laut – und für die Flughafengesellschaft teuer: Die Flugrouten des neuen Berliner Großflughafens erhöhen die Kosten für Lärmschutz - und schaffen Ungewissheit bei den Nachtflügen.

Falls die Routenvorschläge der Flugsicherung für den Flughafen in Schönefeld umgesetzt werden, wird es für die Anwohner laut und für die Flughafengesellschaft kostspielig. Da jetzt auch Gebiete überflogen werden sollen, die bisher in der Planung nicht vorgesehen waren, muss das Lärmschutzgebiet wahrscheinlich erweitert werden. Und sollte es wegen der neuen Routen und der großen Zahl der Betroffenen auch Einschränkungen beim Nachtflugbetrieb geben, hätte der Flughafen auch hier finanzielle Einbußen.

Fürs Schallschutzprogramm hatte die Flughafengesellschaft Ausgaben von über 100 Millionen Euro eingeplant. Neu gerechnet habe man noch nicht, weil die Routenplanung bisher nur ein Vorschlag sei, heißt es beim Flughafen, der auch weiter nur mit dem alten Sachstand über sein Schallschutzprogramm informiert.

Grundlage beim Festlegen der Bereiche, für die es Lärmschutz oder Entschädigungen gibt, war ein Geradeausstart von Flugzeugen. Nach dieser Vorgabe wurden die Konturen für das Schutzgebiet ermittelt. Jetzt will die Flugsicherung die Maschinen jedoch gleich nach dem Start abdrehen lassen, wodurch sich der Lärmbereich vergrößert. Nur beim Landen bleibt es bei den bisherigen Plänen, hier darf nicht abgeknickt werden.

Außer dem Neubaugebiet Waldblick in Mahlow würden wohl auch Teile von Lichtenrade und Großbeeren ins erweiterte Schutzgebiet fallen. Besonders betroffen wäre zudem der Bereich Zeuthen östlich vom Flughafen, der nach Angaben der Flugsicherung in einer Höhe von nur rund 600 Metern überflogen werden soll. Bisher umfasst das Schutzgebiet 22 Ortslagen mit zusammen 25500 Wohneinheiten und 50 besonderen Einrichtungen wie Kitas, Schulen oder Pflegeheime.

Ziel war es, das Programm bis zur Eröffnung des Flughafens, was jetzt für den 3. Juni 2012 geplant ist, umzusetzen. Um den neu Betroffenen ebenfalls rechtzeitig Lärmschutz anbieten zu können, müssten die Flugrouten schnell festgelegt werden, damit es Klarheit für die Anwohner gebe, hat der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bereits gefordert.

Auswirken können sich die neuen Routen auch auf die Nachtflug-Regelung, weil die Zahl der Betroffenen auch hier steigen würde. Juristen schließen nicht aus, dass das Bundesverwaltungsgericht bei den anhängenden Klagen gegen den Nachtflugbetrieb hier jetzt noch strengere Maßstäbe ansetzen wird.

Dass die Richter beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig besonderen Wert auf den Lärmschutz legen, haben die Planer bereits erfahren. Der beantragte 24-Stunden-Betrieb ist vor Gericht gescheitert, und für den verbleibenden Nachtverkehr machten die Richter strenge Vorgaben, weshalb das Verfahren ergänzt werden musste. Die Klagen gegen den neuen Beschluss sollen im nächsten Jahr entschieden werden. Die neu Betroffenen können jedoch nicht mehr vor Gericht ziehen, weil die Frist abgelaufen ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false