zum Hauptinhalt
Zum ersten Mal gibt es eine Karte der Flugsicherung, auf der das Gebiet eingezeichnet ist, in dem Anwohner von Fluglärm betroffen sind.

© Tsp/PieperMeyer

Fluglärm: Krach ums Überfluggebiet

Die Flugsicherung zeigt erstmals auf Karten den Bereich, in dem Anwohner vom Fluglärm des BER betroffen sind. Bürgerinitiativen bewerten die Karten unterschiedlich. Ist das Überfluggebiet heimlich größer geworden?

Ist das Überfluggebiet für vom künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg startende Maschinen still und heimlich größer geworden? Ja – sagt die Friedrichshagener Bürgerinitiative (FBI), die sich gegen die Route über den Müggelsee wehrt. Sie berufen sich auf den Vergleich von alten und neuen Karten. Nein – kontert der Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS), Axel Raab. Das künftige Überfluggebiet sei mit dem Festlegen der Routen bestimmt worden und habe sich seither nicht verändert.

Zunächst hatte die Flugsicherung auf ihren Plänen die vorgesehenen Routen stets nur als eine (Ideal-) Linie angegeben, obwohl klar war, dass die Piloten – mit Erlaubnis der Lotsen – davon abweichen können. Beim Festlegen des sogenannten Hindernisbetrachtungsgebiets, in dem es wegen des dort möglichen Flugverkehrs Höhenbeschränkungen für Bauten gibt, hat die Flugsicherung diesen Bereich nun flächendeckend auf ihren Karten eingezeichnet und der Fluglärmkommission auf Antrag vorgelegt.

„Dass die Flugzeuge nach dem Start nicht hintereinandergereiht wie auf einer Perlenkette fliegen werden, war von Anfang an klar“, sagte der Sprecher des Brandenburgischen Infrastrukturministeriums, Jens-Uwe Schade zu den Vorwürfen der Initiative, dass wesentlich mehr Menschen vom Fluglärm betroffen seien, als bisher angenommen. Die Streuung der Flüge sei stets bekannt gewesen.

Nicht überrascht ist auch Marela Bone-Winkel, die unmittelbar nach dem Bekanntwerden der vorgesehenen Flugrouten für den Südwesten der Stadt die Initiative „Keine Flugrouten über Berlin“ gegründet hatte. „Es ist gut, dass die Karten der Flugsicherung jetzt zeigen, wo überall geflogen werden kann“, sagte Bone-Winkel am Montag. Es sei logisch, das Streuungsgebiet, über dem Flüge stattfinden können, auszuweisen. Damit werde auch klar, dass zumindest der Westen von Potsdam überflogen werden könne.

Die Initiative um Bone-Winkel hatte sich für die Streuung der Flüge eingesetzt, um zu vermeiden, dass bei einer Konzentration auf einen engen Bereich wenige Menschen ganz viel Krach abbekommen. Beim Auffächern verteile sich der Krach dagegen auf viele Bewohner, die dann aber nicht den geballten Lärm des gesamten Verkehrs abbekommen.

Piloten dürfen nach dem Start den vorgegebenen Geradeausflug verlassen, so- bald die Maschine eine Höhe von 5000 Fuß (1524 Meter) erreicht hat. Im Südwesten heißt dies, dass sie nach dem Abbiegen Richtung Norden bereits über Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow fliegen können. Es kann aber auch sein, dass das Abbiegen erst in Höhe des Wannsees erfolgt, der dann überflogen würde. Nur schwere Langstreckenmaschinen müssen nach den Routenvorgaben erst südlich an Potsdam vorbeifliegen, ehe sie nach Norden oder Osten abbiegen. Dann haben sie aber eine Position erreicht, in der es keine Höhenbeschränkungen mit ausgewiesenen Korridoren mehr gibt.

Im Osten hat die Flugsicherung versichert, beim Überfliegen des Müggelsees sich an die Ideallinie halten zu wollen, die direkt übers Wasser führt – in einer Höhe von mindestens 3500 Fuß (1070 Meter). Der vorgesehene Abknickpunkt wird erst nördlich vom See erreicht. Das ausgewiesene Hindernisgebiet ist aber auch hier wesentlich breiter, um Notfälle oder flugbeeinträchtigende Wetterlagen zu berücksichtigen, wie DFS-Sprecher Axel Raab sagte. Die Friedrichshagener Bürgerinitiative befürchtet allerdings, dass sich die Flugzeuge schon vor dem Müggelsee auffächern und dann auch den Ortskern von Friedrichshagen direkt überfliegen – wie es der Korridor für das Hindernisbetrachtungsgebiet auch zeige.

Seit dem 25. August fordere die Initiative das Offenlegen der Flugkorridore, sagte Mitglied Thomas Ludwig. Dass die Karten nur fünf Tage im Internet standen, lag nach Angaben der Vorsitzenden der Fluglärmkommission, Kathrin Schneider, daran, dass die Dateien zum Verschicken an die Mitglieder per Mail zu groß gewesen seien. Deshalb habe die DFS die Unterlagen zum Herunterladen ins Netz gestellt und die Kommission darüber informiert.

Am Montagabend demonstrierten die Friedrichshagener bereits zum 71. Mal gegen die Müggelseeroute. Anfangs gab es Kundgebungen, derzeit in der Regel Mahnwachen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false