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Berlin: Fondsmanager Jürgen Hanne gibt Anlagebetrug zu und erhält Bewährungsstrafe

Nur gut zwei Wochen nach seiner Festnahme ist der Berliner Immobilienfondsmanager Jürgen Hanne wegen mehrfachen Kapitalanlagebetrugs zu einer Freiheitstrafe von anderthalb Jahren verurteilt worden. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Nur gut zwei Wochen nach seiner Festnahme ist der Berliner Immobilienfondsmanager Jürgen Hanne wegen mehrfachen Kapitalanlagebetrugs zu einer Freiheitstrafe von anderthalb Jahren verurteilt worden. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Hanne gab vor dem Amtsgericht Tiergarten zu, Werbeprospekte geschönt zu haben, um Anleger für seine Immobilienfonds zu gewinnen. Außerdem versuchte er mit einem gefälschten Pachtvertrag, die Berliner Landesbank zur Auszahlung eines Darlehens über 700 000 Mark zu bewegen.

Richter Ralph Obermeier begründete das milde Urteil mit der Tatsache, dass Hanne geständig sei und durch die Betrugsdelikte keine "echten Schäden" aufgetreten seien. Das wird von Anlegern heftig bestritten. Mindestens 100 von 3000 Privatanlegern fühlen sich von Hanne geprellt und verlangen Fondseinlagen in zweistelliger Millionenhöhe zurück. Dazu laufen etwa ein Dutzend Zivilklagen, die am gestrigen Verhandlungstag keine Rolle spielten. Es sind über 30 Verfahren gegen Hanne anhängig.

Trotz der laufenden Ermittlungen wurde der Haftbefehl aufgehoben. Hanne ist wieder auf freiem Fuß. Der 53-Jährige galt als einer der Großen in der Immobilienfondsbranche. Mit dem Kapital privater Anleger und Banken finanzierte er den Bau luxuriöser Hotels und Seniorenresidenzen in Ostdeutschland, so in Pirna, Dresden, Fürstenwalde, Magdeburg und zuletzt Berlin, Wilhelmstraße. Dort gibt es einen Baustopp.

Mehr als eine Milliarde Mark aus verschiedenen Fonds steckte Hanne in rund 25 Bauvorhaben. Doch viele Objekte erwiesen sich bald als Millionengräber, da Mieter entweder ganz ausblieben oder erheblich weniger Pacht auf den Tisch legten. Hanne blieb Optimist und legte immer neue Fonds auf, um mit dem eingesammelten Kapital die inzwischen aufgelaufenen Flops zu finanzieren. Im Juni 1995 platzte ein Betreibervertrag mit der renommierten US-amerikanischen Hotelgruppe Sterling, die Hotels in Erfurt und Deutschenbora pachten sollte. Hanne warb für diese Objekte jedoch weiterhin mit dem guten Namen der US-Firma. "Ich habe geglaubt, dass Sterling weitermachen wollte", sagte Hanne vor Gericht, "ich habe die Sache dahinplätschern lassen".

Bei einem anderen Werbefeldzug gab er das Stammkapital der Seniorenresidenz Pirna mit 500 000 Mark an. Tatsächlich waren es nur 50 000 Mark. Die versuchte Darlehenserschleichung stellte Hanne als einen Lapsus dar. Pachtverträge mit der Geron GmbH, die Seniorenheime betreiben sollte, seien in seiner Rechtsabteilung nicht aufzutreiben gewesen. Deshalb habe man der Berliner Landesbank, die Unterlagen abforderte, kurzerhand einen Computerausdruck geschickt. Tatsächlich waren solche Verträge nie unterzeichnet worden. Das habe man "in der Hektik" der Verhandlungen wohl vergessen, warf Hanne ein. Sein Anwalt sprach von "Schlampereien". Von Betrug an den privaten Geldgebern könne keine Rede sein, denn die Fonds hätten "alle überlebt". Einige liefen sogar sehr gut.

Die Hauptverhandlung war schon nach einer Stunde beendet. Zeugen wurden nicht gehört. Offenbar hatten sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung verständigt. Oleg Mosgo, Rechtsvertreter der Anleger, konnte die Begründung, es sei kein Schaden entstanden, nicht nachvollziehen. "Der Schaden ist riesig." Ein Fonds hätte Konkurs angemeldet, weitere würden wohl folgen. Hanne habe sein Unternehmen nach dem Schneeballsystem aufgebläht, bis es vor einem Jahr wie eine Seifenblase zerplatzte. Trotz seiner Pleite sei bei dem Geschäftsmann sicher noch Geld zu holen. Kurz vor dem Konkurs soll er 83 Millionen Mark auf eine andere Gesellschaft verschoben haben. Seine Gläubiger befürchten, dass sich Hanne nun ins Ausland absetzt.

loy

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