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Berlin: Formel 1 auf der Rollbahn

Zwei Berliner Architektinnen wollen eine Rennstrecke bauen – und behaupten, es gebe Interessenten

Was wird aus Tempelhof? Noch ist ungewiss, ob die Flughafengesellschaft am 30. Oktober den Betrieb einstellen darf. Über den Eilantrag dagegen, den mehrere Fluggesellschaften gestellt haben, will das Oberverwaltungsgericht demnächst entscheiden. Was mit dem Flughafengelände geschehen soll, wenn dort keine Maschinen mehr starten und landen, ist ungeklärt. Die Liste der Vorschläge wird immer länger: Neben dem von der Stadtentwicklungsverwaltung favorisierten „Wiesenmeer“ könnten auch ein See, ein neues Stadtviertel oder auch nur ein Campingplatz, ein Luftschiffhafen, ein Abstellplatz für Autos, ein Ausstellungs- und Verkaufsgelände für Neuwagen oder gar ein Kurs für Formel-1-Rennen entstehen.

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hat sich noch nicht festgelegt. Bei einem Rundgang über das Gelände war sie aber von dem von ihrem Vorgänger Peter Strieder (SPD) entwickelten Konzept sehr angetan. Das Projekt eines „Wiesenmeers“, zu dem das Gelände werden soll, müsse aber weiter angepasst werden: Die Senatorin ist eher für weniger Randbebauung. Zeitdruck gibt es nicht, denn auch nach einer Aufgabe des Betriebes bleibt der Flughafen zumindest so lange funktionsfähig, bis die Ausbaupläne für Schönefeld rechtskräftig sind. Ein Nachnutzungskonzept wollen das Land und der Bund als Eigentümer jetzt gemeinsam entwickeln. Der Bund zieht deshalb, wie berichtet, wahrscheinlich auch seine Klage gegen die Aufgabe des Flugbetriebs zurück.

Ziemlich ausgereift sind die Pläne für einen Formel-1-Rennkurs. Seit Anfang des Jahres arbeiten die Architektinnen Ute Hillebrand und Eveline Müller daran. Sie wollen den Gebäuderiegel direkt am Flugfeld einbeziehen. Pläne für Flugschauen aus den 30er Jahren wollten fast 100 000 Menschen auf dessen Dach unterbringen. Deshalb wurden auch die stattlichen, heute überdimensionierten Treppenhäuser gebaut. Der Bau der Tribünen wurde nie vollendet.

Die Fläche reiche für eine Formel-1-Strecke aus, sagt Eveline Müller. Zu den Kosten will sie noch nichts sagen. Es gebe aber bereits Gespräche mit Interessenten.

Experten bezweifeln allerdings, dass es eine Chance für Formel-1-Rennen in Tempelhof geben wird. Denn der Rennzirkus sieht seine Zukunft vor allem in Asien. Selbst der traditionsreiche Nürburgring in der Eifel ist als Rennstrecke für die Formel-1-Boliden gefährdet. Und auf dem neu gebauten Eurospeedway in der Lausitz hat nie ein Formel-1-Rennen stattgefunden. Dafür steuerte die mit Landesfördergeldern entstandene Piste direkt in die Pleite. Auch für den Bau einer Rennstrecke in Tempelhof erwarten die Initiatorinnen Unterstützung aus der Landeskasse. Eine Rennstrecke hatte Berlin bereits – auf der Avus. Sie musste wegen der unzureichenden Infrastruktur, der nicht ausreichenden Sicherheit für die Fahrer und der zu geringen Zahl von Zuschauerplätzen aufgegeben werden. An einen Neubeginn in Tempelhof denkt man in der Stadtentwicklungsverwaltung nicht.

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